[Story][X-Universum]Die Reise der Hama no Eikyû[empf. ab 12][beendet]

Der kleine Teladi aus dem X-Universum hat Gesellschaft bekommen - hier dreht sich jetzt auch alles um das, was die kreativen Köpfe unserer Community geschaffen haben.

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Cpt.Jericho
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Kapitel 6

Post by Cpt.Jericho » Sat, 5. Jun 10, 02:06

Ein nicht ablehnbares Angebot
Das TerraCorp. Hauptquartier war eine gewaltige Station. Soweit bekannt, befanden sich darin die komplette Schaltzentrale des Multisektorunternehmens, ein Teil der Forschungsabteilung und die besten Ingenieure, die man für Geld bekommen konnte. Jedes argonische Kind kannte die Geschichte von Captain Kyle-William Brennan, dem Gründer und Besitzer der Firma. Er stammte, inzwischen bewiesenermaßen, von der Erde; dem Ursprung. Viele Hundert Jazuras war die Erde nur eine Legende, geflüstert in den Geschichten, die man seinen Kindern erzählte oder in den Geschichten, welche die Goner im Universum zu verbreiten versuchten.

Doch als Brennan, während des letzten Xenonkonflikts, plötzlich im Teladisektor Profitbrunnen von einem Wurmloch ausgespuckt worden war, das sein Schiff selbst geschaffen hatte, hatte sich die Nachricht wie ein Lauffeuer verbreitet. Der Rest war Geschichte: Als er sich eingestehen musste, dass es keinen Weg für ihn zurückgab, hatte er die TerraCorp. gegründet, in der Hoffnung, dass sich irgendwann eine Gelegenheit ergeben würde, zurückzukehren. Mit der Zeit hatte sich sein Geschäft aber verselbstständigt und war inzwischen so groß, dass man einen ganzen Stab Angestellte brauchte, um die ganze Firma im Auge zu behalten. Ein Grund für die Größe war allerdings eine Freundin von Brennan, die ihm damals von der Erde gefolgt war und ebenfalls hier strandete: Elena Kho. Teladi sprachen diesen Namen mit großer Ehrfurcht aus, nicht nur weil sie ein unglaublich gutes Händchen für Geschäfte hatte, sondern auch wegen ihrer Tapferkeit, die sie oft unter Beweis gestellt hatte, als sie die verlorene Heimatwelt der Teladi wiederentdeckte – Ianamus Zura.

Von diesem Planeten und dessen Rotations- und Umlaufperioden, leiteten sich auch Begriffe wie Tazura oder Jazura ab.

Und jetzt war Zak hier und freute sich darauf, sich das Innere der Station anzusehen. Noch mehr freute er sich darauf, freundlich empfangen zu werden. Auf den meisten Handelsstationen wurde man in der Regel nur vom örtlichen Zoll und einem auf die Uhr starrenden Angestellten begrüßt; beide waren ein notwendiges Übel.

„Landeerlaubnis erhalten“, informierte jetzt Valerie. „Autopilot: aktiviert.“

„Kann ich es verhindern?“ fragte er nur beiläufig.

„Negativ.“

„Dann mach mal.“

Er hatte keine Ahnung, warum die KI ihm überhaupt diese Information gab. Vermutlich war das irgendwo auf ihren Platinen hart verlötet, diese völlig unangebrachte Höflichkeit.

Bobi Ka starrte mit großen Augen auf das Landekarussell, welches genau vor dem Bug der Hama seine Rotation einstellte, um das Schiff mit einer Andockklammer zu arretieren. Nur wenige Momente befanden sie sich auch schon mitten im Dock selbst. Dutzende Schiffe lagen hier, doch noch viele mehr hätten in dieser Halle Platz gefunden. Wie Krill huschten kleine Punkte über den Boden, an manchen Stellen blitzte es hell auf – scheinbar wurden dort Schweißarbeiten durchgeführt – von überall kamen diese Schiffe her. Sie kannte beileibe nicht alle Schiffstypen hier, aber das typisch boronische Design erkannte sie dennoch. Allesamt elegante Schiffe. Boronen legten großen Wert auf hohe Funktionalität, aber beinahe noch höheren legten sie auf ästhetisches Aussehen. Dagegen wirkten die profitableren Schiffe der Teladi klobig – dennoch waren sie so zuverlässig wie nötig; aber Luxus konnte man nicht mal mit dem Mikroskop finden.

„Ui,“ quietschte sie vergnügt, als die Hama mit einem leichten Ruck aufsetzte.

„Eingehende Nachricht,“ sagte Valerie, „es ist Frenk Springer. Er heißt uns willkommen und schickt seinen Assistenten, um sie abzuholen.“

„Bestätigen,“ befahl Zak, „bringen wir das Ganze so schnell wie möglich über die Bühne. Ganatos!“

„Ja, Kollege Kapitän?“ antwortete die Echse.

„Sorg dafür, dass wir aufgetankt sind, wenn ich wiederkomme. Ich denke, das wird wohl ein wenig dauern. Also, wenn noch Zeit bleibt, dann hör dich doch mal um, ob du die Raketen hier für einen vernünftigen Preis loswirst, okay?“

„Aye, aye, Kollege Kapitän,“ bestätigte Ganatos.

Zak ging hinunter zur Frachtschleuse, wo Bobi Ka auf ihn wartete. Zischend öffnete sich Schleuse und gab den Blick auf die Halle frei.

„Und was soll ich tun, mein großartiger Kapitän?“ fragte sie und schaute ihn erwartungsvoll an.

„Du sorgst dafür, dass sich niemand Zutritt zum Schiff verschafft, während ich weg bin“, sagte er und wieder quietschte sie vergnügt. „Am besten, du holst dir oben deine Waffe, um deinen Argumenten notfalls auch Nachdruck verleihen zu können.“

„Sie haben sie inzwischen geladen?“ fragte sie.

„Womit denn? Ich hab’ kein Ladegerät dafür an Bord. Aber außer uns Zweien weiß das schließlich niemand – einfach das Ding bei dir tragen und grimmig gucken – wenn man das richtig macht, dann ist es egal, ob sie geladen ist.“

Zak hatte gelogen. Ladestationen für Handfeuerwaffen wurden serienmäßig sogar in jeden Frachter eingebaut. Doch der Gedanke, dass sie hier mit einer geladenen Waffe durch die Gegend lief, würde ihm keine ruhige Mizura lassen.

Eine Gruppe in der Standardfirmenuniform der TerraCorp. bewegte sich auf die Hama zu. Angeführt von einem Mann in einem feschen Anzug. Der Rest war wohl vom örtlichen Sicherheitsdienst. Insgesamt umfasste der Trupp elf Leute. Zak fragte sich, was das sollte. Es sah beinahe so aus, als würden sie ihn festsetzen wollten und einigen Widerstand erwarteten.

„Kapitän Zak Smit, nehme ich an?“ fragte der Mann im Anzug.

Er war nur etwas größer als der Durchschnittsteladi und auch seine Körperhaltung ähnelte dem einer Kaufechse. Doch im Gegensatz zu einem Teladi reichte er Zak die Hand zum Gruß. Teladi waren nicht unhöflich, eigentlich im Gegenteil, aber diese Geste war bei ihnen beinahe unbekannt.

„Ja?“ meinte Zak misstrauisch und ergriff die Hand seines Gegenüber.

„Hervorragend, ganz hervorragend“, summte der Mann ein wenig nasal und begann jetzt aufgeregt Zaks Hand zu schütteln. „Mein Vorgesetzter hat mich gebeten, sie hier abzuholen. Wir sind alle so froh, die irdische KI wiederzuhaben. Gerade jetzt, wo wir sie brauchen.“

„Deswegen die kleine Armee, wie darf ich sie ansprechen?“ fragte Zak.

Sumimasen, wo sind meine Manieren, ich bin Jef Cheng, und ja, diese Männer sollen ihr Schiff, beziehungsweise, Valerie bewachen. Alles Übrige, wird ihnen mein Vorgesetzter erläutern.“

„Bobi?“ sagte Zak und drehte sich zu der Boronin um, „wenn einer von denen versucht an Bord zu kommen, dann knallst du ihn über den Haufen, verstanden?“

„Verstanden, oh Furcht einflößender Kapitän,“ bestätigte sie und kniff die Augen zusammen und beäugte die Wachmänner und ihre vollautomatischen Waffen misstrauisch.

Sie lernte schnell, aber so schnell dann auch wieder nicht. Ein Borone, der versuchte gefährlich zu wirken, sah in etwa so bedrohlich aus, wie eine Actionfigur. Aber darum war es ihm auch nicht gegangen. Insgeheim wusste er, dass sie Todesängste durchstehen musste.

Weniger die Tatsache, dass diese Profis sie aus dem Weg geräumt hätten, bevor sie auch nur daran denken konnte, ihre Waffe zu ziehen, beunruhigte sie. Der eigene Tod war nicht das Problem. Viel schlimmer war für sie der Gedanke, dass dabei jemand Unschuldiges verletzt werden könnte. Das war seine kleine Rache, für ihren Versuch, ihm sein Schiff wegzunehmen.

Innerlich grinsend folgte Zak dem Assistenten, während die Wachleute einen Perimeter um die Hama sicherten.

Der Hangar war zwar groß. Doch bei Weitem nicht der größte, den er jemals gesehen hatte. Insgesamt sah er aber aus, wie man es erwarten konnte. Es herrschte viel Durcheinander. Überall rannten Leute verschiedenster Rassen und Geschlechts herum. Bewegten Schiffsteile auf Antigravkissen hin und her, werkelten an Schiffen und Maschinenteilen herum, oder unterhielten sich einfach nur. Alles eben genauso, wie man es sich vorstellte.

Im krassen Gegensatz dazu stand die Lobby, die sich die eine oder andere Sicherheitsschleuse weiter vor ihm aufspannte. Eine große durchsichtige Kuppel mit Blick auf Khos Himmel, Dutzenden Service- und Informationspunkten. Auf mehreren Etagen reihten sich kleinere Geschäfte aneinander, die nicht zur TerraCorp. gehörten. Darunter auch einen O’Donnels Fresstempel – Zak machte eine geistige Notiz, dass er überfällig für ein paar Cahoonaburger war. Hier lief deutlich weniger technisches Personal herum. Den größeren Teil machten Geschäftsleute, Angestellte, Touristen und einfach nur deren Familienmitglieder. Ein beträchtlicher Teil der Angestellten lebte die meiste Zeit auf der Station und daher hatten sie auch ihre Familien hier. Sogar Kinder sprangen vergnügt durch die Gegend. Es gab auch verschiedenste Möglichkeiten zur Freizeitgestaltung – das TerraCorp. Hauptquartier war in sich schon eine kleine Stadt; Zehntausende lebten hier.

Zak folgte Cheng durch die Lobby zu den Aufzügen. Es gab eine ganze Reihe davon und jede Kabine konnte bis zu hundert Personen fassen. Doch es gab einige kleinere Aufzüge, die den Mitarbeitern der Firma vorbehalten waren und auf genau so einen hielten sie zu.

In der Zwischenzeit wurde der Betankungsvorgang der Hama beendet. Ganatos stellte zufrieden fest, dass die Tanks randvoll waren und nicht ein Credit abgebucht worden war. Sie fragte sich, wie diese Firma so groß werden konnte, obwohl sie hier scheinbar mit dem Geld nur so um sich warfen.
Dennoch, tief in ihrem Inneren freute sich mindestens eines ihrer Herzen darauf, diese Station zu erkunden. Die Raketen würde sie schon noch verkloppt kriegen. Es war immer klüger die Märkte erstmal gründlich zu sondieren, bevor man am Ende noch ein schlechtes Geschäft machte.

Bobi Ka vibrierte bis auf ihr Hydroskelett vor Angst. Sie hatte eine Waffe, nicht geladen und gesichert. Vor dem Schiff standen viele Argonen in Uniform und mit schweren Waffen. Zwar zeigten alle nur ihren Rücken, aber sie wusste genau, wie schnell sie sich umdrehen konnten. Außerdem war es auf Dauer sehr anstrengend sie alle im Auge zu behalten und gleichzeitig zu verhindern, dass der Blick auf all die schönen Sachen fiel, die es hier zu sehen gab. Sie gluckste nur kurz, als Ganatos an ihr vorbeiging und ihr sagte, dass sie sich jetzt um die Geschäfte kümmern würde. Einen Moment folgte ihr Blick der Echse, um dann sofort wieder einen der Argonen zu fixieren und misstrauisch anzugucken.

Die Fahrt mit dem Aufzug hatte nur einige Momente gedauert. Gemerkt von dem Ritt hatte Zak nichts. Die Kompensatoren waren erstklassig. Als sich die Tür gemächlich öffnete, blickte er in einen Korridor, dessen Wände mit Holz vertäfelt waren. Das Licht von den Deckenleuchten hatte große Anteile an Rot und Gelb, dieses Verhältnis wurde vor allem von Argonen bevorzugt. Der Korridor verbreiterte sich an seinem Ende zu beiden Seiten. Direkt voraus konnte Zak eine Massive Tür sehen. Aus welchem Material sie bestand, merkte er erst, als sie sich weiter genähert hatten.

Vor der Tür stand ein großer Schreibtisch mit Computerterminal. Niemand saß an diesem Arbeitsplatz. Doch Cheng huschte schnell hinter den Tisch und drückte einen Knopf, der in die Oberfläche eingelassen war.

„Springer-san?“ fragte er durch die Interkom.

~ Schicken sie ihn rein!

Cheng stand wieder auf und öffnete die Tür und machte eine Geste, dass er eintreten sollte. Zak folgte der Aufforderung und ging durch die Tür.

Der dahinter befindliche Raum war groß. Vor einem Panoramafenster auf der anderen stand ein Mann hinter einem Tisch. Im Hintergrund konnte Zak die Sichel von Khos Himmel erkennen. Es gab diverse Sitzmöglichkeiten für alle bekannten Spezies, allesamt in Geschäften besorgt, die er sich nur von außen leisten konnte. Der Mann, Frenk Springer, wie er vermutete, war groß gewachsen – und auch breit. Seinen Kopf beherrschte vor allem seine Haut. Ohne Falten erweckte sie den Eindruck, dass er weit jünger war, als es sein Haupthaar suggerierte. Seine dunklen Augen musterten Zak einen Moment. Dann lächelte er.

„Setzen sie sich doch, Kapitän Smit“, sagte er und deutete auf einen Sessel vor seinem Tisch. „Ich bin sehr erfreut, sie hier an Bord des TerraCorp. Hauptquartiers begrüßen zu dürfen. Ganz besonders freue ich mich natürlich darüber, dass sie Valerie hierher gebracht haben.“

Springer beugte sich über seinen Schreibtisch und drückte eine Taste, als Zak sich in den Sessel fallen ließ.

„Cheng, keine Anrufe durchleiten,“ befahl er seinem Untergebenen, dann wendete er sich wieder Zak zu.

„Kapitän Smit,“ sagte Springer, als er sich seinerseits hinsetzte, „wie sie inzwischen wohl wissen, ist Valerie ein Artefakt von der alten Erde.“

„Ja, das hat sie mir glaubhaft machen können,“ schnaubte Zak, „und ich kann nicht behaupten, dass ich ebenso glücklich bin, hier zu sein. Verstehen sie mich nicht falsch, aber ich bin nur ein kleiner Frachtkapitän, dessen Leben die letzte Wozura ein wenig zu interessant gewesen ist.
„Alles, was ich wollte, war eine KI zu kaufen, damit ich nicht alles manuell erledigen muss. Stattdessen wurde ich von einem Computer gekidnappt und habe auf dem erzwungenen Weg hierher noch etwas Treibgut aufgelesen.“

„Ja,“ stimmte Springer zu und grinste, „ein hübsches Weiberregiment haben sie sich da aufgestellt – vorausgesetzt, man wäre bereit Valerie als weiblich zu klassifizieren.“

Zak stutzte einen Augenblick, als er sich die Köpfe, soweit möglich, geistig vor Auge führte. Natürlich identifizierte er Valerie als weiblich, ihre Stimme war weiblich, Bobi Ka war auch weiblich, aber Ganatos? Bis vor wenigen Jazuras gab es praktisch nur weibliche Teladi in diesem Teil des Universums. Die einzigen Männchen hätte man nur auf Ianamus Zura finden können, wenn es damals die Torverbindung gegeben hätte. Davor hatte man alle Teladi in der Regel als männlich klassifiziert. Dies änderte sich nur schleppend bei den Völkern.

Außerdem war es als Argone nicht einfach, etwas mit rauer, schuppiger Haut als weiblich zu bezeichnen. Dennoch, Ganatos war natürlich ein Mädchen! Es würde wohl einige Zeit dauern, bis sich dieser Gedanke in seinem Hirn fixiert hatte.

„Ja,“ sagte Zak dann, „und weiter?“

„Vielleicht sollte ich einfach mal an dem Punkt anfangen, an dem Valerie verloren ging,“ schlug Springer vor und sein Gesicht wurde ernst, „vor vier Jazuras entdeckte eine Sonde des Instituts für Kartografie auf Argon Prime ein bis dato unbekanntes Sprungtor. Sowohl Geheimdienst als auch die TerraCorp., die das Projekt damals mitfinanziert hatte, halten diese Tatsache unter Verschluss.“

„Ein unbekannter Sektor? Ist zwar nett zu wissen, aber was hat das mit Valerie zu tun?“ fragte Zak verständnislos.

„Ich komme gleich dazu,“ beschwichtigte er Zak, „nun, wie sie sich natürlich vorstellen können, würde ein neuer Sektor sofort Begehrlichkeiten wecken. Daher wollte die Regierung den Sektor zuerst erkunden, bevor man sich entschied, ob es überhaupt lohnte, sich um diesen Sektor zu bemühen.“

„Ich gehe recht in der Annahme, dass dieser Sektor an argonisches Territorium grenzt und für den Fall, dass sich dieser Sektor als unrentabel entpuppt, wollte man ihn totschweigen, um Grenzstreitigkeiten zu vermeiden?“ mutmaßte Zak.

„Das fasst das Ganze in etwa zusammen“, nickte Springer. „Wie dem auch sei. Für die Erkundung, die durch die TerraCorp. durchgeführt werden sollte, wollten wir unbedingt jedes Risiko ausschließen. Daher hatten wir Valerie aus der Wolkenbasis angefordert.“

„Und auf diesem Transport ging irgendwas schief“, schloss Zak und hob eine Augenbraue. „Aber eins verstehe ich nicht ganz: Valerie ist, soweit ich das bis jetzt einschätzen kann, eine sehr fortschrittliche KI, aber für eine Sektorerkundung benötigt man doch kaum mehr als eine Standard-KI. Warum also gerade Valerie, ein Einzelstück?“

Springer schwieg einen Moment und stützte sein Doppelkinn auf seine Faust.

„Wissen sie, Kapitän Smit, mir sind im Moment die Hände gebunden; Geheimhaltung und so weiter.“

„Auch gut, dann sollten wir uns jetzt vielleicht mal über einen Finderlohn unterhalten,“ schlug Zak unverhohlen vor, „es ist ja ganz nett, dass sie meinen nächsten Flug für mich übernommen haben, aber ich muss es einmal aussprechen: Ich hatte eine ganze Menge Probleme auf dem Weg hierher.“

„Sie haben recht. Sie haben sich eine Belohnung verdient“, stimmte Springer zu. „Aber vorher möchte ich ihnen einen Vorschlag machen.“

„Und der wäre?“ fragte er misstrauisch.

„Ich möchte, dass sie für uns arbeiten“, sagte sein Gegenüber, ohne mit der Wimper zu zucken. „Als eine Art freier Mitarbeiter.“

„Oh, Mann,“ stöhnte Zak und massierte seine rechte Schläfe, „lassen sie mich raten: Sie wollen, dass ich den neuen Sektor für sie erkunde, richtig?“

„Korrekt.“

„Sie wollen also allen Ernstes behaupten, dass sie seit vier Jazuras darauf warten, dass Valerie von einem wandernden Wurmloch ausgespuckt wird, nur um einen Sektor zu erkunden?“

„Natürlich nicht!“ verneinte Springer und starrte einen Moment auf seinen Tisch. „Es hat natürlich Versuche gegeben, durch das Tor zu fliegen: Vor vier Jahren schickten wir einen M5 vom Typ Discoverer auf die andere Seite, aber von diesem Flug kehrte niemand zurück. Danach schickte man unbemannte Sonden noch und nöcher – ohne Erfolg. Das ganze Projekt wurde endgültig eingestampft, als vor zwei Jazuras eine weitere Mission nicht wieder zurückkehrte. Ein M4 vom Typ Buster.“

„Und jetzt wollen sie ein M3 opfern? Mein M3, um genau zu sein?“ sprudelte es aus Zak heraus. „Ich glaube, sie haben den Verstand verloren. Die Hama mag zwar ein Kampfschiff sein, aber die Ausrüstung ist inzwischen zivil. Was auch immer auf der anderen Seite von diesem Tor sein mag, es hätte wohl kaum mehr Probleme sie zu zerstören als eine Buster. Aus welchem Grund sollte ich so einen Quatsch mitmachen? Credits kann man nur ausgeben, wenn man lebt, Mr. Springer!“

„Ich bin mir sehr wohl bewusst über den Zustand ihres Schiffes,“ redete Springer ruhig weiter, „und wir würden natürlich einen gomi tun, sie so auf diese Mission zu schicken. Ich habe veranlasst, einige Ausrüstungsgegenstände hierher liefern zu lassen. Darunter auch starke Energieschilde. Ein weiterer Grund für sie, an diesem Projekt mitzuwirken ist, dass wir ansonsten Valerie aus ihrem Schiff bergen werden und, abgesehen vom bereits bezahlten Treibstoff für ihr Schiff und dem von uns übernommenen Kontrakt in Antigone, keine weitere Kompensation für ihre Ausfälle bezahlen werden.“

„Ich fürchte, das würde gerichtliche Konsequenzen nach sich ziehen!“ drohte Zak.

Wieder drückte Springer den Knopf auf seinem Tisch.

„Cheng?“

~ Ja?

„Wie groß ist derzeit unsere Rechtsabteilung?“ fragte Springer und grinste zufrieden.

~ Zurzeit haben wir dreißig Anwälte, plus acht, welche zuerst aus dem Urlaub aktiviert werden müssten – brauchen sie auch die …

„Ist gut, mehr wollte ich nicht wissen. Danke, Cheng,“ er drehte sich wieder Zak zu, „nun, ich glaube, den Gerichtsweg sollten sie sich aus dem Kopf schlagen. Mal ganz davon abgesehen, dass sie höchstens den teladianischen Händler verklagen könnten – viel Glück dabei. Also, sie sehen sicher ein, dass es sich lohnt, mir weiter zuzuhören.“

„Da kommt noch mehr?“ murrte Zak, der es hasste, so in die Ecke getrieben zu werden.

„Als Erstes möchte ich ihnen die Vorteile vor Augen führen, die es mit sich bringt, für die TerraCorp. zu arbeiten: Zum einen würden sämtliche Gegenstände, die wir hier in ihrem Schiff installieren, nach ihrer Rückkehr auf ihrem Schiff verbleiben – natürlich werden sie weiterhin unser Eigentum bleiben. Des weiteren wären sämtliche Wartungsarbeiten, die wir durchführen, für sie kostenlos.“

„Und dafür muss ich meine Seele verkaufen?“ schnaubte Zak, der mit ansehen musste, wie seine Aktien wieder zu fallen schienen.

„Aber nein,“ beruhigte ihn Springer, „wie ich schon sagte: Wir heuern sie als freien Mitarbeiter an. Wenn der Auftrag vorbei ist, dann können sie ihren Geschäften wie gewohnt nachgehen, ohne dass wir weiterhin ihre Dienste verlangen – selbstredend werden sie für ihren Auftrag auch bezahlt – das wird natürlich alles schriftlich festgelegt. Für den Fall, dass sie irgendwann einmal mehr Zeit haben, als ihnen lieb ist, dann können sie sich immer mit uns in Verbindung setzen. Es gibt immer etwas zu tun bei uns und wir bezahlen gut. Also, habe ich einen neuen freien Mitarbeiter vor mir?“

Zak schwieg für einen Moment. Das Angebot war natürlich nicht von schlechten Eltern. Die Hama brauchte dringend eine Inspektion, sein Konto freute sich immer über Zuwachs und es war auch nicht schlecht, Verbindungen zu den Großen im Geschäft zu haben. Doch er traute diesem bunten Märchen nicht.

„Ich will mehr Informationen, bevor hier irgendwas unterschreibe“, sagte er mit fester Stimme.

„Nur unter der Bedingung, dass alles was ich ihnen jetzt sage, im Falle einer Ablehnung, zwischen diesen Wänden bleibt. Mal ganz davon abgesehen, dass man sie wahrscheinlich wegen Hochverrats für den Rest ihres Lebens aus dem Verkehr ziehen würde.“

Zak nickte nach einem Moment. Neugierde tötet den Split, dachte er bei sich.

„Was ich ihnen jetzt sage, Kapitän Smit,“ begann Springer und holte eine Zigarre aus einer Schublade seines Tisches, „ist so geheim, dass nur etwa dreitausend Individuen im gesamten Universum davon wissen.

„Sie wissen davon, dass die X, die damals von der Erde kam, mit einem Sprungantrieb ausgerüstet gewesen war.“

„Der laut offiziellen Stellen vor dem Eintreffen in diesem Teil des Universums abgesprengt und im Erdesektor verblieben ist“, unterbrach Zak. „Wollen sie behaupten, dass das eine Lüge ist?“

„Nein und Ja,“ lachte Springer, „der Sprungantrieb der X ist verloren, aber wenig später tauchte ein weiteres Schiff von der Erde auf, die Getsu Fune, deren Sprungantrieb weitestgehend intakt war.“

„Ich dachte immer, es wäre unmöglich einen funktionierenden Sprungantrieb zu entwickeln“, sagte Zak und er wurde sich bewusst, dass er immer tiefer in die Sache schlitterte; tiefer, als er eigentlich wollte.

„Im Grunde ist das auch korrekt,“ stimmte sein Gegenüber zu, „bis auf die Tatsache, dass es gar nicht so schwierig ist, ein Gerät zu bauen, mit dem man Wurmlöcher öffnen kann, die irgendwo enden. Weit komplizierter ist es ein Gerät zu bauen, mit dem man Wurmlöcher öffnen kann, die an einem bestimmten Ort enden.“

„Und so ein Gerät hat die TerraCorp. entwickelt?“

„Nun,“ grinste Springer, „nicht ganz. Sicher, wir haben, zusammen mit den Gonern und dem argonischen Geheimdienst, einen Sprungantrieb entwickelt, aber leider ist die Wahrscheinlichkeit, dort herauszukommen, wo man hin will, deutlich unter achtzig Prozent. Für ihren Auftrag ist das aber völlig ausreichend. Es geht schließlich nicht darum irgendwo hinzukommen, sondern vielmehr darum, dass sie im Notfall schnell wegkommen.“

„Notfall?“ brummte Zak und rutschte in seinem Stuhl herum.

„Denken sie an die M5 und M4, die wir verloren haben. Es ist gefährlich, kein Zweifel. Aber wir erwarten auch nicht, dass sie sich in diesem Sektor länger aufhalten, als sie es verantworten können. Im Grunde wären wir schon glücklich mit einem kurzen, oberflächlichen Scan, damit wir wissen, was den anderen Missionen zugestoßen ist.“

„Also, wenn ich das richtig verstehe, dann soll das Ganze in etwa so ablaufen, dass wir durch das fremde Tor fliegen, uns im dahinterliegenden Sektor ein wenig ansehen und dann zurückkehren sollen?“ fasste Zak zusammen.

„Vorzugsweise durch das Tor,“ ergänzte Springer, „notfalls mit dem Sprungantrieb. Wir möchten, dass sie solange scannen, wie es sicher ist – je mehr Daten, desto besser.“

„Verstehe,“ sagte Zak und hob eine Augenbraue, „eine Frage hätte ich aber trotzdem noch.“

„Nur zu“, ermutigte Springer.

„Ich frage mich ernsthaft, warum ein so mächtiges Unternehmen wie die TerraCorp. auf die Hilfe eines einfachen Händlers ohne besondere Qualifikationen angewiesen ist. Sie müssten doch sowohl über Schiffe und Piloten verfügen, die deutlich qualifizierter wären, als ich das je sein werde.“

„Oh, ich kann ihnen versichern, dass wir die entsprechenden Ressourcen durchaus haben,“ sagte Springer und stützte sich auf seinem Tisch ab, „nur leider befindet sich zur Zeit keines unserer M3 auf der Station und das nächste wäre vier Tazuras entfernt – mal ganz davon abgesehen, dass wir einen ganzen Konvoi mit Erz ungeschützt lassen müssten. Ich verstehe ihr Misstrauen, aber sie sind die einzige Chance darauf, das Ganze in weniger als zwei Wozuras durchzuführen. Es ist unklar, wie lange die Existenz dieses Sektors noch geheim gehalten werden kann.“

Zak überlegte einen Moment und starrte die ganze Zeit seinen Gegenüber grimmig an. Im Grunde hätte er jetzt gehen können, denn er hatte eigentlich nicht vorgehabt, seinen Hals für einen Multimilliardenkonzern hinzuhalten. Im gefiel es, ein bescheidener Händler zu sein, auch wenn ein paar zusätzlich Credits immer willkommen waren.

Andererseits lockte das Angebot, das Schiff zu warten und aufrüsten zu lassen. Und unter Umständen musste er dafür nur ein paar Sezuras in einem unbekannten Sektor herumfliegen. Trotzdem musste er auch an seine Crew denken – ein Gedanke, der noch ein wenig fremd für ihn war.

„Ich muss das zuerst mit meiner Crew besprechen,“ sagte er dann diplomatisch.

„Und was wollen sie ihren Damen erzählen?“ fragte Springer.

„Nur, dass die TerraCorp. uns einen Job geben will, von dem wir unter Umständen nicht wieder zurückkommen werden. Ich denke, vorher lohnt es sich nicht, weiter zu verhandeln.“

„Wie sie wünschen,“ sagte Springer und lehnte sich zurück in seinem Sessel und drückte auf einen Knopf auf der Armlehne, „es wäre nur wünschenswert, wenn sie ihre Entscheidung möglichst schnell treffen können. Cheng wird sie zurück zu ihrem Schiff begleiten.“

Die Tür hinter Zak öffnete sich und als er sich erhob stand Cheng schon neben ihm. Zak nickte noch einmal Springer zu und folgte dem Angestellten zurück zum Schiff.

Noch immer stierte Bobi Ka auf die Rücken der Sicherheitsleute. Sie war allerdings froh, als sie ihren Kapitän kommen sah. Sie kannte sich zwar nicht sehr gut mit dem Mienenspiel der einzelnen Spezies aus, aber sie war sich sicher, dass ihn irgendetwas bedrückte. Vielleicht konnte sie ihn ja ein wenig aufheitern.

„Willkommen daheim, oh mein hoch geschätzter Kapitän,“ grüßte sie ihn fröhlich.

„Jaja, schon gut, Bobi“, unterbrach er die Boronin, bevor sie noch geschwollener daherkommen konnte. „Wo ist Ganatos? Wir haben was zu besprechen.“

Sie wirbelte mit ihren Primärtentakeln herum. Das bedeutete soviel wie, dass sie es nicht wusste.

„Unsere kleine Schuppenknauserin hat das Schiff kurz nach ihnen verlassen, mein Kapitän.“

“Hat er – sie einen Kommunikator mitgenommen?“ fragte Zak, doch Bobi schaute schon wieder mit einem Auge an ihm vorbei. „Okay, was ist es?“

„Echse im Anmarsch,“ quiekte die Boronin fröhlich, „und ja, Ganatos hat einen Kommunikator mitgenommen.“

„Toll“, drückte Zak das letzte bisschen Enthusiasmus in seine Stimme und drehte sich um.

Etwa hundert Meter weit entfernt watschelte die Echse in seine Richtung. Teladi waren nicht gerade als Sprinter bekannt – die Klauen, auf denen sie sich bewegten, waren nicht dafür geeignet. Stammesgeschichtlich waren sie auch keine Fluchttiere. Ihre primäre Überlebensstrategie beschränkte sich aufs Totstellen.

Es dauerte trotzdem nicht besonders lange, bis sie ankam. Zak führte seine Crew ins Schiff und schloss die Frachtluke. Als sie kurz darauf im Cockpit saßen, verdunkelte er die Scheiben. Beide schauten ihn erwartungsvoll an, als er ihnen in knappen Worten das Angebot schilderte. Er erzählte wirklich nur das Nötigste, fügte aber noch hinzu, was mit den vorangegangenen Missionen passiert war und stellte sie dann vor die Wahl.

Das letzte Wort würde er auf jeden Fall behalten, aber ihre Meinung konnte ihn auf jeden Fall beeinflussen – wenn sie nicht wollten, dann konnte die TerraCorp. sehen, wo sie Ersatz finden konnten.

„Und sssie glauben wirklich, Kapitän, dass es gefährlich werden könnte?“ fragte Ganatos nach einem Moment des Schweigens. Sie hatte sich wieder auf ihren Platz zu seiner Rechten gesetzt.

„Hast du mir nicht zugehört?“ fragte Zak überrascht, „zwei Schiffe sind auf Nimmerwiedersehen verschwunden! Der einzige Grund, warum ich nicht sofort abgelehnt habe, ist die Tatsache, dass sie die Hama aufrüsten wollen, um das Risiko zu minimieren.“

„Ich habe die bunte Welt von Königstal verlassen, um Abenteuer zu erleben,“ klickste Bobi nun ihrerseits, „und Abenteuer, so herrlich aufregend sie auch scheinen mögen, sind immer mit Risiko verbunden.“

„Risssiko bedeutet aber auch Profit“, warf Ganatos ein.

„Oder den Tod“, konterte Zak.

Doch ganz egal was er sagte, für seine Crew bestand nicht der Hauch eines Zweifels, dass es das Risiko wert war. Dabei hatten sie noch nicht einmal ein echtes Angebot von der TerraCorp. erhalten. Eine Sache, die sofort geklärt werden musste. Cheng wartete noch am Schiff, als die Frachtluke wieder aufschwang. Er nickte nur und führte alle drei zurück in Springers Büro.

Die Verhandlungen dauerten nicht besonders lang und bestanden vor allem darin, ein Xpad mit Angeboten hin und her wandern zu lassen. Ganatos stellte sich dabei als hammerharter Feilscherin heraus. Zak hatte die Schweißperlen auf Springers Stirn bemerkt. Vermutlich hatte der Mann gerade sein Budget höchst unverantwortlich hoch überschritten, als Ganatos auch noch die Kosten für zwei Lebenserhaltungssysteme für Boronen auf die Firma abgewälzt hatte.

„Zwei Quartiere fluten lassen? Eines würde vollkommen reichen!“ hatte Springer protestiert.

„Wenn wir nur eins fluten,“ hatte die Teladi daraufhin gesagt, „rutscht der Schwerpunkt auf eine Ssseite und dasss Schiff würde kaum noch kontrollierbar sssein. Esss müssen unbedingt jene zwei gegenüberliegenden Quartiere sssein. Eine andere Möglichkeit gibt esss nicht.“

Dabei war das nicht mal gelogen. Es gab eine ganze Reihe von Kabinen, die für die Crew gedacht waren. Die Größte hatte sich Zak reserviert – die Kapitänskajüte, die sich auf der rechten Seite direkt hinterm Cockpit befand. Sie hatte die doppelte Fläche, wie die Offiziersunterkünfte und auch die befanden sich relativ zum Schwerpunkt sehr weit vorne.

Es gab dann noch die Krankenstation und die Bordküche. Dahinter befanden sich die zwei Crewkabinen, die für jeweils zwei Personen ausgelegt waren und zusammen in etwa, ebenso groß waren, wie eine der Offizierskabinen. Sie waren allerdings etwas niedriger ausgelegt. Dahinter gab es nur noch den Aufenthaltsbereich, der direkt an den Laderaum grenzte. Wenn man also beide Crewkabinen flutete, dann würden sich die Flugeigenschaften kaum ändern; abgesehen von der höheren Trägheit, wegen der Masse des Wassers.

„Tja,“ fasste Springer dann zusammen, „dann wäre alles geklärt. Ich werde unsere Techniker jetzt in Bewegung setzen, damit sie Planmäßig starten können. Ihnen wurden für die nächsten Tazuras Quartiere zugewiesen, und wenn es sonst noch etwas gibt, dann melden sie sich bei meinem Assistenten.“

Zak nickte und wollte gerade aufstehen, als ihm eine Sache noch einfiel:
„Wir brauchen noch die Daten der vorangegangenen Missionen“, sagte er und Springer nickte.

„Werden in ihrem Quartier für sie bereitstehen“, versicherte Springer.

„Okay,“ sagte Zak dann, „Bobi Ka – du gehst jetzt erstmal in dein Quartier, isst was und haust dich dann aufs Ohr; Ganatos – du und ich werden was essen gehen und dann schauen wir den Leuten der TerraCorp. über die Schultern.“

„Aye, aye,“ sagten beide unisono und Bobi verabschiedete sich von beiden.

Sie hatte die letzten Tazuras das schwerste Los gehabt. Nicht dass sie sich beschweren würde, nein, das lag ihr fern. Aber sie würde dennoch erleichtert sein, wenn sie endlich aus diesem Umweltanzug heraus war. Von Plankton allein konnte man zwar leben, aber einen gut durchgeweichten BoFu-Auflauf hatte sie bitter nötig. Dann würde sie sich erstmal ausgiebigst der Körperpflege widmen; darauf freute sie sich am meisten.

Die Arbeiten an der Hama schritten erschreckend schnell voran. Zak hatte Ganatos befohlen, dass er den Leuten auf die Finger, Klauen oder Tentakel schauen sollte. Doch die Teladi hatte nichts zu beanstanden gehabt und auch der abschließende Systemcheck verlief unerwartet positiv aus. Die Triebwerke liefen runder als jemals zuvor und würden sicher deutlich mehr Schub liefern. Das Summen der neuen Schildgeneratoren klang viel kraftvoller als das der alten fünf Megajoule Aggregate.

Auch die Lebenserhaltung für Bobi Ka funktionierte einwandfrei, auch wenn Zak fast das Herz stehen geblieben wäre, als er das erste Mal die Tür aufgemacht und in eine Wand aus Wasser gestarrt hatte; er hatte jeden Moment damit gerechnet, dass das Kraftfeld nachgab und er in den Fluten ertrinken würde – er konnte nicht besonders gut Schwimmen.

Der Laderaum jedoch war ein einziges Chaos. Zak kannte nicht einmal die Hälfte der hier aufgestellten Apparate. Er wusste nur, dass ein Großteil davon der Überwachung des Weltraumes diente.

„Systemstatus,“ befahl er, als er sich im Cockpit niedergelassen hatte.

„Alle Systeme arbeiten nominal,“ antwortete Valerie, „möchten sie eine Auflistung aller Systeme?“

„Nein“, lehnte er ab, dies würde ewig dauern. „Fahr den Reaktor hoch und erbitte Starterlaubnis. Wird Zeit für ein bisschen Action.“

„Reaktor ist hochgefahren, Starterlaubnis wurde erteilt.“

„Kapitän an alle,“ sagte er über die Interkom, „seid ihr an Bord?“

„Posssitiv,“ zischelte Ganatos, die gerade durch die Tür zum Cockpit hereinkam.

„An Bord und feucht-fröhlich amüsiert,“ klickste die Boronin.

„Dann schaff uns raus, Val!“

„Positiv.“
Last edited by Cpt.Jericho on Sat, 5. Jun 10, 13:15, edited 1 time in total.

Karl-Heinz Schneider
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x3tc

Post by Karl-Heinz Schneider » Sat, 5. Jun 10, 11:52

Schöne Geschichte, freue mich schon auf die Fortsetzung, bin sehr gespannt auf das was da noch kommt.

Gruß KHS
Laß krachen Alter !!!

Glumski
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Post by Glumski » Sat, 5. Jun 10, 12:44

Dem schließe ich mich an!

Grüße
Glumski

Cpt.Jericho
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Post by Cpt.Jericho » Sat, 5. Jun 10, 14:18

Schön, dass ihr dabei seid. Ich hatte schon befürchtet, dass nur Boro Pi Interesse an der Geschichte hat. Wenn euch auch was auffällt, dann sagt es ruhig. Alle Fehler würde ich nicht mal finden, wenn 100 Mal Korrektur lese. Dafür bräuchte es schon ein echtes Lektorat - und das würde ein wenig den finanziellen Rahmen sprengen ;)
Ab jetzt wird es auch ein wenig mehr Action geben und etwas weniger Witze.
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Cpt.Jericho
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Kapitel 7

Post by Cpt.Jericho » Sat, 5. Jun 10, 14:19

Eine abenteuerliche Reise
Sie hatten insgesamt vier Tazuras auf der Station verbracht, länger als ein Frachter normalerweise haltmachte. Der Sektor sah aber immer noch genauso aus wie vorher. Aber die Hama war eine andere. Schon die ersten Manöver, die er steuerte, zeigten, dass sich die gesamte Physik des Schiffes verändert hatte. Die Steuerdüsen waren jetzt deutlich kraftvoller und auch die Beschleunigung lag jetzt deutlich oberhalb der gewohnten Werte. Doch er hatte nicht viel Zeit, um mit seinem Schätzchen zu spielen.

Ihr nächstes Ziel würde der Sektor Herzenslicht sein. Auf einer Handelsstation dort betrieb die TerraCorp. ein kleineres Labor. Die Hama würde dort einen Zwischenstopp einlegen, um sowohl noch weitere Gerätschaften als auch eine weitere Person an Bord nehmen zu können.

Auf dem Weg dort dorthin würden sie die alten Xenonsektoren durchqueren müssen. Aber inzwischen hatten sich dort ganze Horden von Piraten eingenistet, die von dort aus immer wieder bis in die Kernsektoren der angrenzenden Völker eindrangen und die Raumfahrt gefährlicher machten, als sie es ohnehin schon war.

Jedoch würde die Hama nicht allein den Piratengürtel, wie diese Gegend auch genannt wurde, durchqueren. Effizient, wie man bei der TerraCorp. nun mal war, wartete ein ganzer Konvoi, der zwar ein anderes Ziel hatte, aber ebenfalls den Gürtel passieren musste.

Der Führer der Eskorte, die besagten Konvoi sicher durch die Piratensektoren geleiten sollte, rief ihn und forderte ihn auf, seine Position innerhalb des Konvois einzunehmen.

~ Und kommen sie nicht auf die Idee, in irgendwelche Kampfhandlungen einzugreifen – es sei denn, sie werden angegriffen.

„Hier Hama no Eikyû, haben verstanden,“ sagte Zak, „Val, übernimm und schaff uns auf unsere Position im Konvoi.“

„Positiv.“

Im Konvoi zu fliegen war eine ziemlich öde Angelegenheit. Aber das Gröbste übernahm schließlich die KI und Zak hatte endlich mal wieder die Möglichkeit, ein wenig zu trainieren. Es würde ohnehin mehrere Tazuras dauern, bis sie durch die Piratensektoren durch waren. Allerdings gab es einiges zu tun. Vor allem monotone Tests, die aus Zeitmangel nicht mehr im TerraCorp. Hauptquartier hatten durchgeführt werden können.

Der Test der neuen Waffensysteme gestaltete sich als besonders schwierig. Normalerweise wäre Zak an den Rand des nächsten Asteroidenfeldes geflogen, welche es auf der Route durch die ehemaligen Xenonsektoren zuhauf gab, und hätte einfach ein paar Brocken zerschmolzen. Doch er konnte weder einfach aus dem Verband verschwinden, noch konnte er einfach feuern. So etwas konnte schließlich zu einer Panik führen; Argnus, wenn sie in Panik waren, trampelten sich gegenseitig zu Tode und alles, was so blöd war, sich ihnen in den Weg zu stellen. Intelligentere Spezies reagierten ähnlich – nur dass sie bessere Waffen hatten.

Es war jedoch vollkommen unmöglich die ordnungsgemäße Funktion einer Waffe zu überprüfen, ohne sie abzufeuern. Valerie hatte auf das Problem allerdings eine, wenn auch unkonventionelle, Idee: Im unteren Laderaum befanden sich mehr Messgeräte und Scanner als auf einem paranidischen Spionagesatelliten. Sie scannte die Geschütze bis auf Nanoebene und konnte so zumindest feststellen, dass es nichts gab, das zu einem Rohrkrepierer hätte führen können. Das war zwar noch keine hundertprozentige Garantie, dass diese Waffen mehr Feuerkraft hatten als ein Blasrohr, aber immer noch besser als ins Kreuzfeuer angespannter Richtschützen zu geraten, die alles um sich herum als Pirat ansahen; im Zweifelsfall trugen auch Raumfliegen optische Prothesen.

Die Hama no Eikyû erreichte nach fast einer Wozura den Sektor Aladnas Hügel. Dieser war nur einen weiteren Sprung von Herzenslicht entfernt. Diese Sektoren waren im Vergleich zu den meisten anderen noch ziemlich jung, da sie erst mit dem Rückzug der Xenon entdeckt worden waren. Seitdem strömten ganze Heerscharen von Siedlern und Glücksrittern in dieses Gegend. Das Militär war nur begrenzt dazu in der Lage, das Gebiet zu sichern.

Eine weitere Tatsache hatte das Leben sogar noch ein wenig interessanter gemacht: Einige Tore änderten kurz nach der Kolonialisierung ihre Ausrichtung und führten plötzlich in weitere unbekannte Regionen. Etwas Derartiges war allerdings nicht zum ersten Mal passiert. Die Teladi wussten von einer Umstellung vor vielen Hundert Jazuras, bei der ihre Heimatwelt vom Rest des Universums isoliert wurde. Ianamus Zura, die verlorene Heimat – inzwischen wieder ein Teil der Profitgilde, einem wirtschaftlichen Zusammenschluss der Teladi, Split und Paraniden, um gemeinsam Profit zu scheffeln, zu verteidigen und immer weiter zu scheffeln.

Aladnas Hügel war noch weit davon entfernt, von der Profitgilde überhaupt beachtet zu werden. Zum einen wurde dieser Sektor von den Argonen regiert und zum anderen gab es hier nicht viel holen. Überhaupt, es war nicht ungefährlich hierher zu kommen, ohne einen erheblichen und unprofitablen Umweg zu machen.

„Öde Welt“, bemerkte Ganatos, als sie sich mal aus ihrem Maschinenraum ins Cockpit bewegt hatte. „Ich wette, die haben hier nichtsss als Raumsprit, um sssich zu unterhalten.“

Zak schmunzelte.

„Da hast du wohl recht,“ sagte er dann, „ich frage mich nur, woher sie den beschaffen? Vielleicht sollten wir auf dem Rückweg hier mal haltmachen – ich wüsste da eine Gegend, in der man das Zeug gut los wird.“

„Profitabel losss wird?“

„Darauf kannst du deinen Bürzel verwetten,“ grinste Zak, „was macht denn unsere Navigatorin?“

„Issst in ihrem Quartier und erfreut sssich an den Annehmlichkeiten einer perfekten Umweltumgebung“, sagte Ganatos und stutzte dann für einen Moment. „Ich hätte da eine Idee, Kapitän.“

„Und die wäre?“ fragte Zak und wusste, dass jetzt ein verrückter Vorschlag kommen würde.

„Wenn wir einen Teil des Raumes der Quartiere für Bobi Ka mit einer Laderaumkompression ausstatten, dann könnten wir im Notfall dasss Wassser in die Subraumfalten ablasssen.“

„Und?“

„Das würde den Schwerpunkt etwasss weiter nach hinten rücken, wo er hingehört – an der Massse können wir ja nichts ändern.“

Zak überlegte. Das war gar keine dumme Idee. Zumal man auf diese Weise ein Back-up-System hatte, für den Fall, dass die Kraftfelder doch versagten und die Brühe auszulaufen drohte, beziehungsweise Bobi dann in ihrem Quartier gefangen wäre.

„Ich denke, wir sollten das in Herzenslicht, wenn wir unseren Kontakt getroffen haben, aufs Spesenkonto setzen.“

„Wohin denn sonssst?“ fragte die Echse und starrte diesen seltsamen Blick mit ihren orangenen Augen, der, soviel Zak wusste, Verständnislosigkeit ausdrückte.

Er schaute wieder hinaus, auf die unbewegten Sterne. Laut Gravidar würden sie noch eine ganze Stazura warten müssen, bevor sie das Tor zu Herzenslicht überhaupt sehen konnten, als kleinen leuchtenden Stern, der immer heller wurde.

„Wie machen sich denn die Triebwerke?“ fragte er nach einer Weile die Echse. „Glaubst du, wir sollten die Kiste mal ausfahren?“

„Ich sssehe da kein Problem“, antwortete Ganatos und ihre Stirnschuppe blähte sich leicht auf. „Sssoll ich auf vollen Schub gehen?“

„Dann wollen wir doch mal sehen, wie gut die Leute der TerraCorp.[/] wirklich sind. Valerie?“ stimmte er zu.

„Ja, Captain?“

„Langsam auf maximalen Schub beschleunigen und jede Unregelmäßigkeit melden.“

„Positiv“, antwortete die KI und sofort fuhren die Triebwerke hoch und an den Balken auf dem Display konnte Zak erkennen, dass sie sich ihrem Leistungsmaximum langsam aber stetig näherten.

Es schien keinerlei Energiespitzen zu geben. Die Hama bewegte sich also im Bereich der normalen Parameter. Die Reisezeit verkürzte sich drastisch, wie er unschwer an den Anzeigen ablesen konnte. Er grinste. So schnell hatte dieses Schiff wahrscheinlich nicht mal am Anfang seiner Dienstzeit beschleunigt. Auch Ganatos schnaubte zufrieden durch die Nüstern. Doch plötzlich weckte ein rotes Licht seine Aufmerksamkeit.

„Annäherungsalarm,“ sagte Valerie nüchtern, „Objekt auf Abfangkurs.“

„Identifizieren,“ befahl Zak.

„Nicht möglich, Gravidarsignatur unbekannt“, antwortete Valerie. „Beschleunigung und Masse lassen auf einen Aufklärer der M5-Klasse schließen. Typ unbekannt.“

„Na toll, und was soll das heißen?“ fragte Zak ärgerlich.

„Dasss jemand hinter unssserem Profit her issst!“ fauchte Ganatos nicht minder verärgert.

„Die Waffensysteme aktivieren!“ bellte Zak. „Wie sieht es mit den Schilden aus?“

„Leistung der Schilde nominal, Primärgeschützbatterie lädt, Geschütztürme bereit. Soll ich einen Ausweichkurs berechnen?“

„Mach das Val – Bobi Ka, ich brauch dich hier, beweg deine Tentakel – Ganatos, schalt deine Konsole auf Waffenkontrolle um, du übernimmst Turm Eins.“

„Was ist denn los?“ fragte Bobi Ka, als sie gerade zur Tür reinkam.

„Halt deinen Rüssel und dann auf deinen Posten! Da verfolgt uns jemand – du übernimmst Turm Zwei!“

„Ujoi,“ quietschte sie unglücklich, „aber ich kann doch nicht das Feuer auf ein armes unschuldiges Wesen eröffnen.“

Urusai!“ schnauzte Zak die Boronin an. „Das sollst du auch nicht. Du sollst nur das Feuer gegen ein feindseliges Wesen erwidern – keine Widerrede!! Val, ist das Schiff nahe genug für eine optische Identifizierung?“

„Positiv“, antwortete sie und eine Projektion erschien vor Zak und alle starrten auf dieses Objekt, das sich ihnen näherte.

Zak brauchte die anderen gar nicht zu fragen, ob sie jemals etwas Derartiges gesehen hatten. Es war ganz eindeutig ein Schiff, aber die Bauart erinnerte an nichts, was er kannte. Es war einfach nur eine Art Kubus, dessen Vorderseite nur durch seine Bewegungsrichtung und die pyramidenförmige Nase identifizierbar war. Teile glühten lila.

Nicht mal die Split hatten einen so schlechten Geschmack, ein Schiff mit dieser Farbe auszustatten. Nein, das war was völlig anderes, das zu allem Überfluss seinen eigenen Flugvektor dem Ausweichkurs der Hama anpasste. Wer auch immer das war, er hatte es auf sie abgesehen.

„Grüß diesen Kerl mal über Breitband,“ meinte Zak nach einem Moment, „vielleicht will der ja nur was Harmloses.“

„Erhalte keine Antwort.“

Dewa, dann will er es also nicht anders,“ brummte Zak und riss die Steuerkontrollen an sich und änderte erneut den Kurs.

Jetzt war die Nase der Hama und somit ihre Hauptgeschütze auf diesen zudringlichen Kerl ausgerichtet. Er hoffte nur, dass die schweren Waffen überhaupt etwas ausrichten würden. Bei unbekannten Schiffen wusste man schließlich nie.

„Valerie, scanne das Ding mal mit allem, was wir an Bord haben!“

„Führe aktiven Scan durch“, gehorchte sie. „Bitte warten – Scan abgeschlossen. Antriebs- und Energiesignatur: unbekannt. Schwaches Kraftfeld entdeckt, welches das Schiff umgibt – vermutlich Energieschilde – Modulation und Ursprung: unbekannt. Zusammensetzung der Hülle zu achtzig Prozent bestehend aus Nividium. Restliche Bestandteile verschiedene Erze und Kohlenstoff; Spuren von Schwefel, Stickstoff und Fluor. Legierung unbekannt.“

„Hörte ich wasss von Nividium?“

„Ruhe da hinten! Wie sieht es mit Waffen aus?“

„Analyse aufgrund fehlender Daten nicht möglich“, antwortete Valerie.

„Na, toll,“ schnaubte er, „Ganatos, Bobi?“

„Ja, Kapitän?“ antworteten die beiden.

„Sobald dieses Etwas auch nur versucht unsere Schilde anzukratzen, schießt ihr es über den Haufen!“

Die Hauptgeschütze würden ihm sicher nicht viel nutzen. Dieses Etwas war mit Sicherheit zu flink, als dass er es lange genug vor dem Bug der Hama halten konnte, um einen Treffer zu landen. Blieb nur zu hoffen, dass diese Wunderwaffen, die man eingebaut hatte, wirklich so gut waren, wie man ihm versichert hatte.

Das einzige, was Zak wirklich Zuversicht gab, waren die beiden installierten schweren Schildgeneratoren. Ein so kleiner Feind konnte doch unmöglich soviel Feuerkraft besitzen, als dass er sie so einfach durchdringen konnte.

Er schaute auf das Gravidar. Es war wirklich ganz allein, keine weiteren Kontakte. Vielleicht ein Scoutschiff. Sicher war er sich allerdings, dass es sich dabei nicht um ein geheimes neues Schiff irgendeines Volkes handelte; nicht mal die Teladi kamen auf den Gedanken, eine Schiffshülle aus Nividium herzustellen; bei der Innenausstattung sah die Sache allerdings schon ganz anders aus.

„Unbekanntes Schiff weiter auf Abfangkurs,“ erinnerte Valerie.

„Was du nicht sagst,“ schnappte er zurück, „und was empfiehlst du?“

„Option eins: Kurs beibehalten und abwarten. Option zwei: zurück auf ursprünglichen Kurs bei maximaler Beschleunigung. Option drei: Kurs beibehalten und einen Warnschuss abgeben.“

„Komm mir nicht mit Optionen, Val. Ich will eine Empfehlung.“

„Ich empfehle Option drei – dieses Schiff fliegt einen offensichtlich aggressiven Kurs und ist zu schnell, als dass sie ihm entkommen könnten. Eine Demonstration von Stärke könnte zumindest etwas Zeit kaufen.“

Zak ließ sich dies durch den Kopf gehen. Wenn dies wirklich eine fremde Macht war, dann konnte es seiner Meinung nach nicht schaden, ihnen einen Geschmack davon zu geben, was sie in dieser Gegend erwarten würde, sollten sie nicht in friedlicher Absicht kommen – als ob die bekannten Völker nicht schon genug Probleme untereinander hatten; eine weitere Spezies würde die Dinge eher verkomplizieren.

Mit ein paar Stößen aus den Manövrierdüsen brachte er das Ziel genau ins Fadenkreuz. Noch war dieses mysteriöse Schiff weit außerhalb der Reichweite der Energieplasmawerfer, die im Bug der Hama no Eikyû montiert waren, aber dennoch drückte er ab; er wollte schließlich nur einen Warnschuss abgeben. Das ganze Schiff vibrierte, als die Geschütze einen Feuerball aus hocherhitztem Plasma ausspien.

Unbeeindruckt setzte der Angreifer seinen Anflug fort. Dabei durchquerte er auch die Wolke des nun erkalteten Plasmas. Auf dem Zielbildschirm konnte Zak in der Vergrößerung die Schilde kurz aufblitzen sehen, die durch die Wolke aus Atomen pflügten.

„Warnung, unbekannter Flugkörper im Anflug,“ sagte Valerie plötzlich.

„Das wissen wir bereits,“ gab Zak zu bedenken, „hör mal, das ist jetzt wirklich nicht der Zeitpunkt für Fehlfunktionen!“

„Präzisiere: Rakete im Anflug!“

„Hsss!?“

„Auch das noch!“ schnaubte Zak. „Ganatos, Bobi – versucht das verdammte Ding zu erfassen und zu zerstören. Valerie, assistiere den beiden, schalte um auf manuelle Flugkontrolle.“

Die beiden kleinen Geschütztürme waren mit neuartigen Waffen ausgerüstet, die das Teststadium noch nicht vollkommen hinter sich gelassen hatten. Jetzt blieb nur zu hoffen, dass die Dinger wenigstens funktionierten oder die Schilde die Raketendetonation aushalten würden.

„Pulsssstrahler bereit,“ zischte Ganatos aufgeregt.

Zak drehte den Bug wieder zurück in Flugrichtung, um seinen beiden Crewmitgliedern ein besseres Schussfeld zu verschaffen. Gleichzeitig zündete er wieder die Hauttriebwerke und beschleunigte. Vielleicht reichte es ja schon aus, nur ein wenig Zeit zu kaufen?

Bobi feuerte. Mehr aus Nervosität, als dass sie das Ziel treffen wollte. Ein leises Brummen fuhr durch das Schiff. Man hatte Zak erklärt, dass der Pulsstrahler in kurzen Abständen Energiestöße ins All feuerte. Deren Reichweite war zwar nur sehr gering und auch der Schaden, den man an einer Schiffshülle anrichten konnte, war gering. Auf der anderen Seite war die Waffe sehr effektiv gegen Schilde, die durch ein längeres Bombardement innerhalb kürzester Zeit in sich zusammenfielen; soweit zumindest die Theorie.

Die Feuerrate zumindest schien wirklich sehr hoch zu sein. Auch die Streuung dieser Waffe war, soweit es Zak bisher beurteilen konnte, auch recht gering – grundsätzlich eine gute Waffe, sogar zur Abwehr von Raketen; Bobi hatte tatsächlich den eingehenden Flugkörper erwischt. Die Explosion, die auf dem Monitor erschien, war allerdings ein wenig enttäuschend – er hatte mit einem schwereren Sprengkopf gerechnet.

Überraschender war, dass der Angreifer in einem gleißenden Blitz verschwand! Was dem Argnu allerdings endgültig die Hufe polierte, war die Tatsache, dass auf dem Gravidar keine Trümmer zu sehen waren.

Eeeh? Das putzige Schiff ist einfach verschwunden!“ quietschte Bobi Ka und fasste damit die Gedanken aller an Bord zusammen.

„Valerie, ich denke, es wäre günstig, einen Bericht an die Behörden zu schicken“, stammelte Zak, der immer noch nicht ganz glauben wollte, was gerade innerhalb der letzten paar Mizuras geschehen war.

„Kapitän,“ mischte sich Ganatos ein, „ich denke, dafür ist esss zu früh.“

„Wie kommst du darauf?“ fragte Zak die Echse.

„Wissen issst Profit,“ antwortete Ganatos, „und wir wisssen nicht einmal, wie viel den Behörden diese Information wert issst oder ob jemand anderesss vielleicht noch mehr bezahlen würde – momentan scheinen wir aussser Gefahr zu sein. Vielleicht ist es ratsamer, erst etwas geduldig zu sssein?“

Das war nicht ganz von der Hand zu weisen. Anscheinend steckte unter der schuppigen Haut der Echse doch mehr Geschäftssinn, als er anfangs gedacht hatte. Vielleicht würde man ihnen tatsächlich einige Credits zustecken, wenn man es richtig anstellte.

„Valerie,“ sagte er dann, „mach die Nachrichtendrohne fertig. Aber erst abschicken, wenn es wieder brenzlig wird.“

„Positiv“, meinte die KI. „Empfehle, eine weitere Kopie bereitzuhalten, für den Fall eines weiteren Angriffs.“

„Hm,“ brummte er, „sicher ist sicher. Wie auch immer, übernimm die Kontrollen – ich brauche erst mal einen Beruhigungstee!“
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Cpt.Jericho
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Kapitel 8

Post by Cpt.Jericho » Sun, 6. Jun 10, 00:42

Herzenslicht
Die Hama no Eikyû erreichte ohne weitere Zwischenfälle ihren Zielsektor. Das änderte jedoch nichts an der Tatsache, dass sie alle drei noch immer ziemlich aufgeregt waren. Valerie hingegen war weiterhin die Ruhe selbst und Zak war froh, dass sie das Landemanöver eigenständig durchführte.

Noch bevor er überhaupt in Erwägung zog, sich bei der hiesigen Niederlassung der TerraCorp. zu melden, spazierte er auf direktem Weg in die nächste Bar und bestellte sich einen Doppelten; und danach noch einen weiteren. Was Bobi Ka und Ganatos gerade machten, interessierte ihn wenig, als der Alkohol in seine Blutbahn eindrang. Wenn sie ebenfalls einen heben waren, dann sollte es ihm egal sein.

Die beiden würden das Vergangene ebenso erst einmal verdauen müssen, wie er. Der ganze Auftrag fing nicht gerade vielversprechend an.

Sein Kommunikator vibrierte. Anscheinend vermisste man ihn schon.

„Wer stört?“ brummte er in das unschuldige Gerät hinein.

„Hallo“, vibrierte ihm eine helle Stimme entgegen. „Ich bin es, Mikela Springer, ihr neuer Passagier und Mitarbeiter bei ihrem nächsten Flug.

„Ich bin am Dock und stehe vor ihrem Schiff. Es ist aber niemand da, der mich an Bord lässt.“

„Oh“, brummte Zak weiter – die beiden waren offenbar wirklich einen Trinken. „Okay, ich muss nur noch eine Kleinigkeit erledigen. Ich bin zehn Mizuras bei ihnen“, dann schaute er auf sein Glas, dann zum Wirt, machte eine Handbewegung, die dieser korrekt als Bestellung interpretierte. „Sagen wie lieber fünfzehn Mizuras – wichtige Geschäfte und so weiter.“

„Ist in Ordnung,“ bestätigte Mikela, „ich will die Ausrüstung eh noch mal überprüfen, bevor wir den ganzen Krempel an Bord bringen. Also, bis nachher.“

„Jaja“, meinte er und schaltete den Kommunikator ab. „Noch ein Frauenzimmer an Bord, großartig!“

Es dauerte nur unwesentlich länger als fünfzehn Mizuras, bis Zak zur Hama zurückkehrte. Mikela Springer stand geduldig bei den vielen Kisten, die sie offenbar im Gepäck hatte. Zusammengesetzt würden die Kisten einen Sprungantrieb ergeben, den zu montieren und in Betrieb zu setzen ihre Aufgabe war.

Doch weniger die schiere Menge an Gepäck, die sie mit sich führte, fiel Zak ins Auge; mit etwas in der Art hatte er schließlich schon gerechnet. Vielmehr überraschte ihn die Tatsache, dass zu der Stimme, die er über den kleinen Lautsprecher in der Bar gehört hatte, die wohl atemberaubendste Argonin gehörte, die ihm bisher über den Weg gelaufen war.

Das streng hochgesteckte, rote Haar konnte zwar nicht von den Sommersprossen in ihrem Gesicht ablenken. Aber wen interessierten die schon? Mikela war über einen Meter siebzig groß, schlank und trug definitiv zu enge Kleidung. Es dauerte einen Moment, bis Zak seinen Blick zu ihren grauen Augen anheben konnte, um in das kaum zwanzig Jazuras alte Gesicht zu sehen.

„Hi,“ versuchte er ganz nonchalant zu sagen, was ihm gründlich misslang, „Zak Smit, Kapitän und Eigner der Hama no Eikyû. Willkommen an Bord.“

„Danke, Kapitän Smit,“ sagte sie lächelnd, „aber ich würde gerne erst mal an Bord gehen, bevor sie mich darauf willkommen heißen.“

Ein Tiefschlag. Nichtsdestotrotz öffnete er die Luke zum unteren Frachtraum und ließ sie eintreten.

„Ganatos,“ sagte Zak in seinen Kommunikator, „wir haben Besuch und es gibt jede Menge zu tun. Also, schwing die Klauen und mach, dass du herkommst!“

„Jawohl, Bosss.“

Wo auch immer diese Echse jetzt war, Zak hatte jedenfalls nicht vor, den ganzen Kram allein ins Schiff zu bugsieren. Zuerst würde er Mikela einmal ihr Quartier zeigen. Viel Auswahl hatte es ohnehin nicht gegeben, da er nicht bereit war, für einen Passagier seine Kajüte zu räumen, Ganatos ebenfalls nur ein Offiziersquartier hatte und die beiden Quartiere für die Crew inzwischen mit Wasser geflutet waren. Es blieb also nur noch das zweite Offiziersquartier übrig. Das würde wohl auch ausreichen. Das war schließlich keine Kreuzfahrt, die sie unternehmen würden.

Als sich später neben Ganatos auch noch Bobi Ka zu ihnen gesellte, die Ladung sicher im Frachtraum angekommen war, musste sich Zak erst einmal einen weiteren Beruhigungstee aufbrauen. Die Boronin war schier überschwänglich dabei, die neue Passagierin an Bord willkommen zu heißen. Ganatos hingegen berichtete, dass sie auch weiterhin noch keinen Interessenten für die verdammten Raketen gefunden hatte. Aber immerhin hatte sie die Geräte auftreiben können, mit denen sie das Wasser aus Bobis Quartier auf einen Kubikzentimeter komprimieren konnten, wenn nötig.

„Also, Kapitän Smit“, sagte Mikela Springer, nachdem sie die Boronin endlich abgeschüttelt hatte.

„Nennen sie mich Zak.“

„Also gut, Zak,“ fuhr sie fort, „dann sprechen sie mich bitte auch mit meinem Vornamen an, okay? Ich entführe am besten erst einmal ihre Bordingenieurin, damit wir den Sprungantrieb online bekommen und wir von hier verschwinden können – man hat ihnen sicher gesagt, dass die Zeit ein wenig drängt.“

„Ja, Springer-san in Heimat des Lichts deutete etwas in der Richtung an“, stimmte er zu.

„Ach, und nein; wir sind nicht miteinander verwandt, falls ihnen dieser Gedanke gekommen ist“, meinte Mikela.

Das war er tatsächlich. Aber auf der anderen Seite gab es nur eine recht geringe Anzahl an Nachnamen bei den Argonen – als sie damals von ihren Vorfahren auf der Erde während des Terraformerkriegs getrennt worden waren, hatten nur wenige Argonen auf dieser Seite des Universums überlebt und ihre Namen an folgende Generationen vererbt.

„Dann eben nicht,“ meinte Zak nur, „entführen sie Ganatos ruhig in den Maschinenraum und stellen sie ihre Höllenmaschine auf.“

Er noch lange nicht davon überzeugt, dass ein Sprungantrieb wirklich möglich war – dabei hätte er es besser wissen sollen; sowohl die X als auch offenbar die Getsu Fune danach, waren mit einem solchen Gerät in diesen Teil des Universums gekommen.

Mikela schnappte sich die Echse, die schon wieder vor dem HV saß und Tiersendungen schaute, und zerrte sie ohne Diskussion in den hinteren Teil des Schiffes. Zak hingegen machte sich daran, die Laderaum-Kompressions-Einheit zu installieren; ein wenig kannte er sich mit technischen Dingen schließlich auch aus.

Solche Geräte gab es auch für seinen kompletten Laderaum und der Platz, den man damit schaffen konnte, war immens. Ebenso wie die Anschaffungskosten. In diesem kleinen Maßstab, für ein paar Kubikmeter Wasser, allerdings noch erschwinglich.

Als er seine Arbeit abgeschlossen hatte, war der hintere Teil des Schiffes ein einziges Sammelsurium von Verbindungskabeln, Energieverteilern und Antriebskomponenten. Zak hoffte inständig, dass die beiden wussten, was sie da taten, sonst würden sie hier noch eine ganze Weile festsitzen.

Er selbst machte sich wieder auf den Weg in die Bar. Die Tatsache, dass sein Weiberregiment wieder Zuwachs bekommen hatte, war ihm auf den Magen geschlagen.

Doch es kam anders, als er gedacht hatte. Hinter einer Pflanze, die das Stationsinnere offenbar verschönern sollte, hörte er ein leises Wimmern. Als er der Sache nachging, fand er ein kleines Mädchen, das weinend unter einem Ast hockte. Die Kleine war vielleicht zwei Jazuras alt.

„Ach je,“ meinte Zak mit einer Stimme, von der er glaubte, dass sie beruhigend wirkte, „wo kommst du denn her, Kleine?“

„Susi!“ schluchzte das Kind und Zak war sofort klar, dass er wohl kaum nähere Angaben aus ihr herausbekommen konnte.

Blieb nur eine Sache für ihn zu tun: Sie zur Stationsaufsicht zu bringen, damit die sich mit dem Problem befassten. Selbst wenn auf der Hama noch Platz gewesen wäre – er hatte definitiv genug Weibsvolk an Bord. Kurze Zeit später erklang durch alle Lautsprecher der Station, dass das kleine argonische Mädchen namens Susi seine Eltern suchte und diese sie bei der Stationsaufsicht abholen konnten. Was war nur mit den Leuten heutzutage los? Konnten die nicht mal auf ihre Kinder aufpassen?
Das Ganze hatte ihn mehr als eine Stazura gekostet und noch auf dem Weg zur Bar, in die er ja eigentlich gewollt hatte, bekam er die Nachricht, dass der Sprungantrieb bereit und sie starten konnten. Soviel zum Thema sich noch einen hinter die Binde kippen zu wollen. Aber so ganz kampflos wollte er sich nicht ergeben und zumindest noch ein delexianisches Weizenbier trinken.

Aber selbst daraus wurde nichts. Aus der Bar, in der er kurz zuvor schon gewesen war, sprangen splitternd die Fenster heraus und eine Stichflamme spie wie ein schlecht eingestellter Antrieb heraus. Dann erreichte die Druckwelle Zak und warf ihn um.

Um ihn herum herrschte vollkommenes Chaos, als er sich fluchend aufrichtete. Einige der Pflanzen, welche die Promenade schmückten, brannten lichterloh. Überall verstreut lagen Körper, die sich nicht mehr bewegten und mit Splittern gespickt waren. Wenn diese Leute noch lebten, dann würden sie sich in diesem Moment wohl eher das Gegenteil wünschen.

Zak hatte keine Ahnung, was genau passiert war, aber eins war sicher: Dass er jetzt lieber zusehen sollte, auf sein Schiff zu kommen und diese Station zu verlassen. Für den Fall, dass die Hangars nicht schon abgeriegelt waren.

„Kapitän Smit,“ rief ihn Bobi Ka über den Kommunikator, „so antworten sie doch, oh Kapitän – mein Kapitän!“

„Krieg dich mal wieder ein“, schimpfte Zak ins Mikrofon. „Sag Ganatos, sie soll die Kiste schon mal startklar machen. Sobald ich an Bord bin um Startfreigabe bitten!“

So schnell er konnte, rannte er den Korridor hinunter, auf dem jetzt Rettungskräfte und Löschmannschaften ihm entgegenkamen.

Wenige Mizuras später schon war er am Dock und als er die Rampe zur Hama no Eikyû hinaufgehastet war, schloss er die Tore und gab durch, dass er an Bord war. Zum Glück war noch nicht alles abgeriegelt und die Stationsleitung offenbar hoffnungslos überfordert. Zak hätte nicht geglaubt, dass sie Startfreigabe bekommen würden.

Mit flammenden Triebwerken schoss das Schiff vom Landekarussell durch das Abdockschott in den Weltraum; dicht gefolgt von anderen Schiffen, die auf dieselbe Idee gekommen waren. Wenn die Stationssicherheit erst mal den Laden dichtgemacht hatte, dann konnte es unter Umständen Tazuras dauern, bevor wieder jemand starten konnte.

„Eingehende Nachricht,“ meldete Valerie, „via Breitband.“

„Dann lass mal hören!“ befahl Zak.

~ Mein Name ist Derek Springer von der Befreiungsfront Sektor 21. Vor wenigen Momenten ereignete sich eine Explosion auf der Handelsstation in Heimat des Lichts. Sektor 21 übernimmt hiermit die Verantwortung für diesen Anschlag, der verdeutlichen soll, dass wir das faschistoide Regime, welches sich immer noch hart an …

Yakuzamono - schalt’s ab,“ bellte Zak und Valerie gehorchte, „verdammte Idioten – ich hätte dabei draufgehen können!“

„Setze Kurs auf Montalaar,“ meinte Valerie.

„Von mir aus“, schnaubte Zak und sackte in seinem Sessel zusammen. „Macht doch alle, was ihr wollt. Heißen in diesem verdammten Universum eigentlich alle ‚Springer’?!“

„Oh, mein armer, lieber Kapitän,“ quietschte Bobi Ka, „ich habe dir einen würzigen Beruhigungstee gemacht!“

Karl-Heinz Schneider
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Post by Karl-Heinz Schneider » Sun, 6. Jun 10, 10:44

Ha Ha endlich kommt auch mal die kleine Susi in einer Geschichte vor, mach weiter so und etwas Witz ist doch das Salz in der Suppe. Allein die Crewzusammensetzung läßt Raum für so manch lustige Handlung und es kommt auch langsam etwas Action hinzu. Mir gefällts, weiter so.

Gruß KHS
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Cpt.Jericho
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Post by Cpt.Jericho » Sun, 6. Jun 10, 12:55

Tja, wie ich schon sagte, wollte ich einige lose Enden zusammenführen. Die kleine Susi gehört da auf jeden Fall zu. Aber genauso auch die Explosion auf der Handelsstation in Herzenslicht oder die pyramidenförmigen Raumschiffe, die laut BBS ab und zu gesichtet wurden, bevor die Khaak tatsächlich Trantor angegriffen haben.
P.S.: Das war in etwa die erste Halbzeit :)
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Kapitel 9

Post by Cpt.Jericho » Sun, 6. Jun 10, 18:02

Das Maul der Bestie
Zak hatte sich einen ruhigen und ereignislosen Flug zu ihrem nächsten Ziel gewünscht: Montalaar, einem der neueren Sektoren, die offenbar noch nicht zu genüge untersucht worden waren, wenn man dort noch unbekannte Sprungtore finden konnte.

Aber leider gab es für ihn so gar keine Ruhe. Ständig redeten und kicherten die Damen zusammen, tuschelten etwas, bis es Zak zu viel wurde und er sie aus dem Cockpit schmiss. Nur Valerie, die er nicht so einfach loswerden konnte, verblieb bei ihm. Da diese aber zumindest ihren Lautsprecher halten konnte, war das kein Problem.

Draußen waren nur vereinzelt Kontakte und es handelte sich dabei hauptsächlich um friedliche Händler, die mit ihren großen Frachtern in einem Flug mehr Waren bewegen konnten, als die Hama es in einem ganzen Jazura vermochte. Alles wirkte so friedlich.

Bis zu dem Zeitpunkt, als es hinter der Tür mit dem Gekicher nicht mehr auszuhalten war. Wütend stand Zak vom Pilotensessel auf und stampfte zur Tür. Als er sie öffnete, konnte er noch sehen, wie eine ziemlich nackte Echse mit einem lauten banzai in Bobi Kas Quartier sprang.

Als er nachsehen wollte, was da vor sich ging, kam Mikela Springer aus ihrem Quartier. Zwar nicht völlig nackt, wie Ganatos, aber viel mehr hatte sie auch nicht an. Der Bikini, der aus demselben Material gefertigt war, wie es auch bei Raumanzügen zum Einsatz kam, hatte alle Mühe, mit ihren mehr als üppigen äußeren Merkmalen fertig zu werden.

„Man sagt mir nach,“ begann sie ihm zu sagen, „dass ich auch sehr hübsche Augen habe.“

Als er seinen Blick ein wenig anhob, stellte er fest, dass sie ihre Haare jetzt offen trug und sie wie Lava hinter ihren Schultern auf den Rücken fielen. Zak musste unweigerlich an den Film Drei Rettungsschwimmerinnen für Mali Bu denken.

„Was geht hier vor sich?“ fragte Zak barsch, da er das Zepter nicht aus der Hand geben wollte.

„Ganatos hat etwas von dem Wasser in Bobi Kas Quartier abgelassen und nun gehen wir planschen“, antwortete Mikela. „Warum kommen sie nicht auch mit, Zak? Valerie findet den Weg auch allein.“

„Tut mir leid“, meinte Zak, der Besseres zu tun hatte, als in der Lebenserhaltung einer aquatischen Lebensform zu baden. „Ich habe leider meine Badehose nicht dabei.“

„So eng, wie es da drin ist,“ lachte sie, „macht das auch keinen großen Unterschied!“

Mit diesen Worten drehte sie sich um und ging in Bobis Quartier; ohne martialische Schreie oder artistische Einlangen. Als die Tür sich hinter ihr schloss, murmelte Zak noch etwas von Beruhigungstee und ging zur Bordküche.

Die Tatsache, dass Montalar direkt durch einen einzigen Torsprung mit Herzenslicht verbunden war, bedeutete nicht, dass der Sektor wirklich nah war. Der Weg zum Tor dauerte alleine schon zwei Tazuras, in denen nichts weiter als das Geschnatter der Frauen seine Ruhe störte.

Als sie endlich den Sektor erreicht hatte, wurde die Hama schon einer Militäreskorte empfangen.

Und wieder dauerte es eine halbe Ewigkeit, bis sie endlich an ihrem Zielpunkt angekommen waren: einem Trägerschiff der Colossus-Klasse. Zaks Schiff war verschwindend klein, neben diesem Giganten. Das war auch gut so, denn schließlich war ein Träger unter anderem eine mobile Basis für Schiffe der M5 bis M3 Klassen, also quasi ein Mutterschiff für ein Elite. Es bestand sogar die Chance, dass die Hama einmal zu einem solchen Träger gehört hatte.

Noch ehe er sich versah, hatte man ihn auch schon zu einer Lagebesprechung gezerrt, in der man ihm und seiner Besatzung alles Weitere erklärt hatte. So viel war das nun auch wieder nicht. Im Grunde ließ es sich in drei Schritte unterteilen: Durchs Tor fliegen, Daten so lange wie möglich sammeln und zurückkehren. Die Militärführung war allerdings der Meinung, dass man das ganze noch ein wenig mit überflüssigen Details und Vorschriften endlos in die Länge ziehen musste. In der Zwischenzeit bewegte sich die AP Cal Springer zu ihrem Zielpunkt, in der Nähe des Tores, dessen Ziel sie untersuchen sollten.

Der Träger war benannt nach dem Navigationsoffizier der Dragonfyre, des Führungsschiffs, dass vor Ewigkeiten die Terraformer in diese Gegend gelockt hatte, um gleich danach das einzige Tor zu sprengen, das die Erde mit diesem Teil des Universums verband.

Soweit so gut, dachte sich Zak später, als sie alle wieder wohlbehalten and Bord der Hama und zurück im Weltraum waren. Doch der Anblick dieses Tores, das da vor ihnen lag, gefiel ihm ebenso wenig wie der Gedanke, dass er acht Atombomben im Frachtraum hatte, einen experimentellen Sprungantrieb im Maschinenraum und einen ganzen Stall von Arghühnern, die ihm keine ruhige Mizura gönnten.

„Ich schätze,“ meinte er halb zu sich selbst, „länger zu warten wäre sinnlos.“

„Dem kann ich nur zustimmen“, meinte Mikela.

„Wie sieht’s mit euch beiden aus?“ fragte er dann Ganatos und Bobi Ka.

„Allesss bereit!“

„Uiuiui!“

„Ich nehme das mal als Zustimmung“, sagte er.

„Auch ich sehe keinen Grund, länger vor diesem Tor in Warteposition zu bleiben.“

„Dich hat aber keiner gefragt, Valerie,“ sagte Zak und schob den Schubregler langsam nach vorn.

Nur nichts überstürzen, dachte er bei sich. Die anderen Schiffe waren beide jeweils mit Schmackes in den Ereignishorizont geflogen und waren nie zurückgekehrt. Es tat nicht besonders gut, gemächlich durch ein Tor zu fliegen. Es sorgte bei den meisten Leuten zu einem schweren Orientierungsverlust und starker Übelkeit. Aber das würde er gerne in Kauf nehmen, wenn er nicht auf der anderen Seite direkt an einem Asteroiden zerschellen würde.

Das Tor rückte immer näher, bis seine Ränder vom Cockpit aus nicht mehr sichtbar waren. Nur Momente später verschwand die Hama im Ereignishorizont und fand sich zeitgleich auf der anderen Seite wieder.

„Erreiche: unbekannter Sektor“, klingelte Valeries Stimme in Zaks Ohren.

Der Tordurchgang hatte ihn doch schwerer mitgenommen, als er es erwartet hatte. Nur verschwommen konnte er die Anzeigen auf den Bildschirmen vor sich erkennen. Lediglich die Tatsache, dass Valerie bereits alle Scans begonnen hatte, nahm er wirklich wahr.

„Leg einen Zahn zu, Valerie,“ meinte er und massierte seine Schläfen, „ich will hier keinen Moment länger als nötig bleiben.“

„Registriere Energieanstieg!“ warnte die KI plötzlich.

„Aber wie?“ fragte Ganatos, die mit ihrer Schnauze auf ihr Gravidar an der Ingenieurskonsole hing. „Da draußen issst doch nichtsss!“

„Valerie, bereite den Sprungantrieb vor“, befahl Zak sofort, „was immer das ist, ich will es nicht wissen.“

„Sprungantrieb wird geladen – zehn Prozent – zwanzig – dreißig …“

„Wird das heute noch was?“ fragte Zak ärgerlich.

„Fünfzig Prozent …“

„Oh, mein Kapitän, auf dem taktischen Bildschirm nähert sich etwas in erschreckend großer Anzahl!“ rief Bobi Ka und zeigte mit ihrem Tentakel auf eine erschreckend hohe Anzahl von Objekten.

Aita! Schaff uns hier raus, Valerie!“ schrie er.

„Ohne vollständige Ladung sinkt die Wahrscheinlichkeit, am richtigen Ort rauszukommen!“ warnte Mikela.

„Siebzig …“

„Vollkommen egal, Hauptsache weg! Los, Valerie!“

„Initiiere Sprung.“

Die Katerstimmung, die auf diesen Sprung folgte, war noch viel schlimmer gewesen, als kurz zuvor. Nicht nur Zaks Magen rebellierte. Mikela stürmte aus dem Cockpit und er hoffte inständig, dass sie den Weg bis zur Toilette schaffte. Bobi Ka schwärmte von den vielen bunten Farben, die sie sah und auch Zak hatte Schleier vor den Augen. Lediglich Ganatos verzog keine Mine. Sie war tief in ihrer Schreckstarre und es sah nicht so aus, als würde sie so bald wieder ansprechbar sein.

Als Zak langsam wieder geradeaus sehen konnte, dachte er, er wäre in einem schlechten Holofilm gelandet. Die Gegend draußen sah noch genauso aus, wie wenige Augenblick zuvor, nur schien alles auf dem Kopf zu stehen.

„Verdammt, Valerie!“ rief er schockiert, „sind wir immer noch hier?“

„Evaluiere Daten. Position der Hama no Eikyû hat sich geändert. Wahrscheinlichkeit: einhundert Prozent.“

„Aber wieso sind wir dann immer noch im gleichen Sektor?“ fragte Zak ungeduldig, „und komm mir bloß nicht damit, dass es zwei Sektoren geben könnte, die vollkommen identisch aussehen!“

„Präzisiere,“ begann Valerie, „Position des Schiffes ist verändert, im selben Sektor, wie zuvor.“

„Ui, dann muss es wohl ein zweites Tor geben!“ quietschte Bobi vergnügt. „vielleicht verbirgt sich hinter diesem Tor ein weiterer, noch viel unbekannterer Sektor? Aber ich frage mich, was das eben für höchst seltsame Energiespitzen waren?“

„Gesammelte Daten ausgewertet,“ sagte Valerie sachlich, „den Energiewerten zufolge, handelte es sich um ein Minenfeld – Kollisionswarnung!“

„Was zum …“

Doch Zak konnte seinen Satz gar nicht zu Ende bringen, als Valerie schon einen Fluchtkurs einschlug und beschleunigte. Die Sterne über ihnen verdunkelten sich, als der riesige Rumpf eines Schiffes an ihnen vorbei glitt. Das Design kam Zak schrecklich bekannt vor. Es war ein Schiff der Teladi: ein Geier, genaugenommen.

~ Achtung, sssie befinden sssich innerhalb Privatbesitzes. Ihre Anwesssenheit wird nicht geduldet. Verlasssen sie unverzüglich diesen Sssektor!

„Oder was?“ murmelte Zak in sich hinein.

Der Geier war ein weitestgehend unbewaffnetes Schiff und auch mit den Schilden sah man es bei den Teladi nicht so eng, da man ihnen nachsagte, mit Piraten regelmäßig Geschäfte zu machen. Wer biss schon in die Hand, die Hehlerware gerne annahm?

In jedem Fall war die Hama rein von der Feuerkraft haushoch überlegen und problemlos in der Lage, diesen Frachter in seine Einzelteile zu zerlegen. Trotzdem wollte auch Zak es sich nicht mit den Teladi verscherzen.

„Mit wem haben wir denn das Vergnügen?“ fragte er ruhig. „Und mit welchem Recht bezeichnen sie dieses Gebiet als Privatbesitz. Soweit es meine Karte angeht, gehört dieser Sektor niemandem.“

~ Hsss. Kapitän der Keiba hier. Ich habe diesssen Sssektor als erssstes entdeckt, eine Station gebaut und Profit gemacht. Gemäß den Gesetzen der Profitgilde gehört diessser Sssektor jetzt mir.

„Da hat er leider recht“, bemerkte Ganatos, die von den sich Totstellenden wieder auferstanden war. „Wenn esss stimmt, wasss dieser Mann sssagt, dann gehört der Sssektor ihm.“

„Ihm?“ fragte Mikela. „Das ist wirklich ein männlicher Teladi? Ich hatte mir sagen lassen, dass die nicht so sehr profitorientiert sind, wie die weiblichen.“

„Nicht so sehr heißt bei Teladis nichts,“ warf Zak ein, „das bedeutet lediglich, dass sie nicht um den letzten Halbcredit zanken.

„Egal – also gut, Kaufechse. Wir verschwinden. Aber es wäre nett, vorher zu wissen, wohin dieses Tor führt und warum ein Minenfeld an dem anderen Tor in diesem Sektor platziert ist?“

~ Dasss Minenfeld geht sssie gar nichtsss an! Die Minen sssind vollkommen legal und ich kann sssie platzieren, wo immer ich will! Und wenn sie endlich durch dieses Tor meinen Sssektor verlassen, werden sssie sich in Neuer Verdienst[/i] wiederfinden. Nun gehen sssie endlich und lasssen mich in Ruhe meinen Profit mehren![/i]

Zak trennte die Verbindung. Das war zwar nicht das Ergebnis, das sich die argonische Regierung oder die TerraCorp. erhofft hatten, aber für ihn stand fest, dass er seinen Auftrag erfüllt hatte. Den Rest sollten das Militär und das Diplomatische Korps regeln, das ging ihn nichts an. Lediglich die Tatsache, dass er offenbar eine kürzere Verbindung zwischen Ianamus Zura und dem argonischen Territorium gefunden hatte, war für ihn überhaupt erwähnenswert.

Er setzte Kurs auf Neuer Verdienst, der in direkter Nachbarschaft zur Heimatwelt der Teladi lag. Von dort aus würde er zuerst eine Nachrichtendrohne losschicken, damit man sich in Montalaar nicht mehr Sorgen machte, als nötig. Vermutlich hatte man dort die Hama no Eikyû schon auf die Verlustliste gesetzt. Totgesagte lebten eben manchmal wirklich länger.

„Will sonst noch jemand einen Beruhigungstee?“ fragte Zak in die Runde.

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Post by trekki001 » Sun, 6. Jun 10, 18:48

Nett hatte zwar mit etwas dramatischeren wie einige Xenon oder was anderem gerechnet, es geht ja noch weiter also lass ich mich überraschen :)

Glumski
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Post by Glumski » Sun, 6. Jun 10, 18:49

Wieder einmal sehr schön!

Wann geht's weiter? :D

Grüße
Glumski

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Post by Cpt.Jericho » Sun, 6. Jun 10, 19:21

Dauert noch ein paar Stunden. Schreibe noch ein kurzes Zwischenkapitel.
P.S.: Wie sieht's mit der Rechtschreibung aus? Sind noch viele Fehler drin?
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Glumski
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Post by Glumski » Sun, 6. Jun 10, 20:26

Ich hab' nicht danach gesucht, aber zumindest Auffälligkeiten sind mir nicht aufgefallen...

Grüße
Glumski

Cpt.Jericho
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Post by Cpt.Jericho » Sun, 6. Jun 10, 20:52

Alle findet man eh nie :D. Aber wenn dir was auffällt, wäre ich dir echt dankbar, wenn du es sagst.

So, das nächste Kapitel widme ich allen Noobs, die selbst nach Jahren noch glauben, etwas ganz neues gesehen zu haben ;). Nehmt es also nicht ganz so ernst.
Last edited by Cpt.Jericho on Sun, 6. Jun 10, 20:53, edited 1 time in total.
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Kapitel 10

Post by Cpt.Jericho » Sun, 6. Jun 10, 20:53

Nur eine Illusion
Einen echten Raumfahrer durfte so leicht nichts in Panik versetzen. Zak hatte die Schwelle in letzter Zeit oft genug erreicht, konnte sich aber wieder unter Kontrolle bringen, bevor er sie überschreiten konnte. Dasselbe musste er auch von seiner Crew erwarten können. Daher ließ er sie abwechselnd allein im Cockpit Dienst tun.

Ganatos hatte zwar keine Nerven aus Teladianium, aber sie verfiel auch nicht beim geringsten Anzeichen von Schwierigkeiten in ihre Schutzstarre. Um sie musste er sich keine Sorgen machen. Doch Bobi war ganz anders. Sie war eine Frohnatur, aber sobald sie nicht mehr weiter wusste, wedelte sie mit ihren Tentakeln umher, als würde sie von einer Horde Raumfliegen gepiesackt. Da war nach Zaks Meinung noch eine ganze Menge Platz für Verbesserungen. Aber vielleicht würde sich das auch mit wachsender Erfahrung von selbst einstellen. Die fehlte ihr nämlich noch.

Bewusst wurde ihm dies vor allem durch einen Vorfall, der sich auf dem Weg durch Neuer Verdienst ereignete. Er saß gemütlich in seinem Sessel und schaute zusammen mit Mikela und Ganatos die aktuelle Folge von Verbotene Profite. Es ging auf den Höhepunkt zu, in dem die verliebte Teladi herausfand, dass ihr Angebeteter vollkommen mittellos war. Sie stand also vor der Wahl: Profit oder Liebe.

Zwar verhinderte Bobi, dass die Drei herausfanden, wofür sich die Teladi nun entscheiden wollte, aber wenn man auch nur ein paar Folgen gesehen hatte, dann wusste man, dass es der Profit sein würde.

„Mein Kapitän!“ unterbrach die Boronin die anderen beim Zuschauen. „Dort ist ein gar fremdes Schiff da draußen!“

Noch immer die Begegnung mit diesem unbekannten Pyramidenschiff in Erinnerung, sprangen Zak und Ganatos sofort auf und folgten Bobi eilig in Cockpit. Mikela, die nicht wusste, was in sie alle gefahren war, folgte einige Zeit später.

„Dort, oh mein Kapitän, dort fliegt es!“ klickste sie und zeigte aufgeregt mit einem Tentakel in die Finsternis.

„Ich sehe nichts,“ behauptete Zak und schüttelte den Kopf, „was soll da sein?“

„Aber Kapitän,“ quietschte sie aufgeregt, „dort, dieses runde Schiff! So schaut doch hin! Seine Lichter blinken, sein Rumpf rotiert – es sieht aus, wie eine umgedrehte Schüssel.“

Zak drehte sich zu den anderen beiden herum. Sie schienen verstanden zu haben, was hier vor sich ging. Ein leichtes Zucken von Mikelas Mundwinkeln verriet, dass sie kurz davor stand, laut loszulachen.

„Du mussst dich irren“, mischte sich jetzt auch Ganatos ein. „Dort draußen issst nur eine Gaswolke, die sich auf der Sssichtscheibe widerspiegelt.“

Bobi drehte sich um und schaute fassungslos auf die Kaufechse.

„Ja aber, ich sehe es doch ganz deutlich, oh mein Kapitän, so sag doch etwas!“ quiekte sie verzweifelt.

Doch Zak ließ sich nicht beirren. Da musste sie jetzt durch. Er hoffte nur, dass alle mitspielten.

„Ich glaube, Bobi,“ sagte er, „du warst zu lange allein im Cockpit. Du halluzinierst. Es gibt keinerlei Hinweise darauf, dass da draußen mehr ist, als nur ein Vakuum.
„Vielleicht solltest du dich erst mal ein wenig beruhigen. War ein langer Tazaura.“

Doch so ohne Weiteres gab Bobi nicht auf. Es gab in ihren Augen schließlich noch mehr Beweise für die Existenz dieses UFOs als jene, die sie vor ihren Augen ganz klar sehen konnte. Das Gravidar war unbestechlich und es konnte kein Schiff geben, dass nicht seine eigene Massesignatur auf diesem System ließ.

Doch als sie auf den Schirm schaute, war dieser vollkommen leer. Sie zwinkerte einige Male mit den Augenlidern, um sicher zu gehen, dass sie nicht träumte. Doch egal, wie sehr sie die Augen auch zusammenkniff, es gab keinen Ausschlag auf dem Schirm, den sie den anderen hätte zeigen können.

„Oh, Valerie,“ flehte die Boronin, „KI von der Erde, sag wenigstens du mir, dass du dieses Schiff siehst.“

„Negativ,“ antwortete Valerie, „Kein Objekt in Sichtweite, auf das die Beschreibung Schiff passen würde.“

„Das gefällt mir nicht,“ meinte nun Mikela, „ich glaube, ich sollte mit Ganatos nachher mal die Lebenserhaltung für Bobis Quartiere überprüfen.“

„Das wird das Beste sein“, stimmte Zak zu und legte seine Hand beruhigend auf Bobis Rücken. „Ich denke, du solltest jetzt mal besser eine Pause einlegen. Bist ja auch schon eine ganze Weile heute im Einsatz.“

„Ja, aber …“

„Komm schon, Bobi“, meinte nun Mikela, „ich denke, das war einfach nur zu viel Aufregung für dich. Mach dir keine Sorgen, wir haben hier alles unter Kontrolle.“

„Nun gut,“ lenkte die Boronin ein und seufzte, „ich werde euren wohlgemeinten Rat annehmen.“

Bobi schritt vorbei an Zak aus dem Cockpit heraus. Erst als er sicher war, dass sie in ihrem Quartier war, schloss er die Tür.

„Noch einen Moment länger und ich wäre geplatzt“, lachte Mikela laut auf, als sie sich sicher fühlte, dass Bobi sie nicht hören konnte.

„Ging mir genauso,“ gab Zak zu, „und danke, Valerie, dass du mitgespielt hast. Ich fasse es nicht. Bobi hat allen Ernstes noch nie etwas von den UFOs mitbekommen?“

„Raumfahrer berichten jetzt schon ssseit vielen Dekazurasss von ihnen“, zischelte nun auch Ganatos mit bis zum Bersten aufgeblähter Stirnschuppe.

Sie hatte recht. Jeder, der auch nur einmal für ein paar Wozuras im Weltraum gelebt hatte, konnte von einer Begegnung mit diesen Schiffen berichten. Niemand wusste, woher sie kamen oder wohin sie gingen. Fest stand nur, dass sie existierten und ganz egal, was man mit ihnen anstellte, dass sie sich niemals auf Funksprüche meldeten.

Die Split nutzten sie gerne als Zielscheiben, die Boronen versuchten immer wieder mit ihnen zu kommunizieren, die Teladi wollten ihnen was verkaufen. Lediglich Argonen und Paraniden ignorierten sie die meiste Zeit. Ansonsten gab es nur noch die Goner, die in ihnen Boten der Wahrheit sahen und es daher verabscheuten, wenn man sie zerstörte.

„Tja,“ meinte Zak und schaute raus, „weg ist er.“

„Und nimmt sein Geheimnis mit sich“, schloss Mikela.

„Zu ssseiner geheimen Basisss,“ zischte Ganatos.

„Jene, die ich damals im Sektor Schwarze Sonne besucht habe,“ fügte Valerie noch an.

Einen Moment lang herrschte Totenstille im Cockpit. Es war Zak, der das Schweigen als Erster durchbrach und sich vor Lachen auf den Pilotensitz warf. Ganatos lag am Boden und trommelte mit beiden Klauen auf dem Boden, während Mikela sich am Sitz vor der Navigationskonsole abstützen musste.

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kapitel 11

Post by Cpt.Jericho » Mon, 7. Jun 10, 00:35

Nur einen Sprung entfernt
Beim Militär und auch bei der TerraCorp. war man erfreut zu, dass die Hama doch nicht das gleiche Schicksal ereilt hatte, wie die anderen Schiffe, die in jenen unbekannten Sektor vorgedrungen waren. Valerie hatte einen Großteil der Daten, die sie aufgezeichnet hatte, nach Montalaar mitgeschickt.

Damit war für Zak der Auftrag erledigt. Nur leider war man der Meinung, dass der Sprungantrieb, der noch immer im Maschinenraum montiert war, besser wieder zu seinem Ursprungsort, einem Labor im Hauptquartier in Heimat des Lichts, zurückgebracht werden sollte. Für die Crew bedeutete dies ein sehr langer Weg zurück.

Durch den Piratengürtel würde er sein Schiff nicht fliegen. Blieben nur zwei Routen offen: die lange und die ganz besonders lange. Die lange Route führte allerdings durch einen Sektor der Split. Eigentlich kein besonderes Problem, da die Split zwar aggressiv waren und gerne mit Feuerkraft drohten, aber ansonsten Händler, die ihren Stationen und Planeten zu nahe kamen, weitestgehend in Ruhe ließen.

Wenn sie allerdings spitzkriegen würden, dass sich ein Borone an Bord befand, dann konnte die Hama gar nicht schnell genug beschleunigen. Die Split hassten Boronen und griffen sie an, wo sie nur konnten. Dabei spielte es keine Rolle, auf wessen Schiffen sie reisten.

Die ganz lange Route führte durch das Gebiet der Paraniden. Die mochten zwar Argonen nicht besonders, aber sie würden sich niemals die Blöße geben, ein einzelnes Schiff, das zudem noch auf der Durchreise war, anzugreifen. Dies widersprach ihrem Gefühl von Moral. Auch wenn ihre Vorstellungen von Moral auf den durchschnittlichen Argonen ein wenig befremdlich wirken konnten.

Dort konnten sie durch. Hatten allerdings keinerlei Hilfe zu erwarten, wenn irgendwas passierte. Es sei denn natürlich, es handelte sich um einen Piratenangriff. Piraten mochten die Paraniden nämlich noch weniger, als Argonen. Manche glaubten, es gab nur eins, was sie mehr hassten, als Piraten: argonische Piraten.

Zum Glück gab es zumindest in den Kernsektoren der Paraniden kaum Aktivitäten. Aber Zak hatte gehört, dass sich in den Randsektoren allmählich Piraten von dem sogenannten Yaki-Clan breitmachten. Berichten zu Folge schwangen sich diese gerade dazu auf, zur mächtigsten Fraktion unter den Piraten zu werden.

„Ich wette, die schicken uns eine ganze Flotte zur Eskorte“, meinte Mikela, als sie zusammen im Cockpit Wache schoben. Der Sektor Zweifel des CEO grenzte direkt an die Piraten Allee – der zweiten Hochburg für Piratenaktivitäten, die im Universum bekannt war.

„Was meinen sie, Mikela?“

„Ich meinte die Paraniden, Zak,“ wiederholte sie, „die werden sicher einen ganzen Schwarm hinter uns herschicken, damit wir erst gar nicht auf die Idee kommen, zu spionieren.“

„Dann bleiben wenigstens die Yaki weg“, antwortete Zak. „Von mir aus können die so viel Eskorte schicken, wie die wollen. Wir werden nicht für Spionage bezahlt, also werden wir auch nicht spionieren und dem entsprechend werden wir auch keinen Ärger mir den Paraniden bekommen.“

„Wir könnten aber auch einfach den Sprungantrieb benutzen,“ meinte sie, „dann wären wir in Null Komma Nix in 8i]Heimat des Lichts[/i].“

Zak seufzte. Diese Diskussion führten sie nicht zu ersten Mal. Die letzten drei Tazuras hatte Mikela immer wieder angemerkt, wie schön einfach sie es doch haben konnten. Einfach springen.

„Nein,“ lehnte er auch dieses Mal wieder ab, „ich habe gesehen, was das Ding kann und war nicht wirklich davon beeindruckt.“

„Sie urteilen vorschnell, Zak“, schnaubte sie. „Es lag nicht am Sprungantrieb, dass wir nur auf der anderen Seite dieses Sektors gelandet sind; wenn sie den Aufladeprozess beendet hätten …“

„Dann würden wir diese Diskussion nicht führen“, unterbrach er sie.

Damit war für Zak die Sache eigentlich abgeschlossen. Doch Mikela wollte sich nicht so einfach geschlagen geben. Gerade, als sie erneut ansetzen wollte, kam er ihr zuvor.

„Warum sind sie eigentlich so versessen darauf, so schnell wie möglich nach Heimat des Lichts zu kommen, Mikela? Warum sehen sie die kommenden Wozuras nicht einfach als bezahlten Urlaub an?“

„Weil mein Vertrag in fünf Tazuras ausläuft“, antwortete sie trocken. „So viel zum Thema bezahlten Urlaub. Hören sie, Zak, viel weiter, als wir jetzt von Heimat des Lichts entfernt sind, können wir nicht rauskommen.“

„Nun, es gäbe da Schwarze Sonne“, warf er ein.

„Kommen sie,“ meinte Mikela, „es ist wahrscheinlicher, dass wir näher an Heimat des Lichts rauskommen, als weiter entfernt.“

„Ich stimme der werten Kollegin zu,“ zischelte Ganatos, die unbemerkt ins Cockpit gekommen war, „je eher wir sssie bei der TerraCorp. abgeliefert haben, desto eher können wir zum Erzgürtel und die Atomraketen profitabel verkaufen.“

„Uah, die Bomben habe ich ja vollkommen verdrängt“, gestand Zak und die Erinnerung daran, dass er genug Sprengkraft an Bord hatte, um einen kleinen Mond in Stücke zu hauen, behagte ihm immer noch nicht. „Also, gut. Valerie, wie hoch schätzt du die Wahrscheinlichkeit, dass wir zumindest irgendwo nahe Argon Prime rauskommen?“

„Fünfundneunzig Prozent, dass die Hama no Eikyû maximal drei Sektoren entfernt von Argon Prime durch ein Tor treten wird“, antwortete die KI.

„Naja, das ist schon ziemlich hoch“, gab er zu. „ich weiß zwar, dass ich es bereuen werde, aber Valerie, leite bitte die Sprungsequenz ein. Ziel Argon Prime.“

„Sprungantrieb wird geladen“, kündigte die KI an.

„Wieso Argon Prime?“ fragten Mikela und Ganatos zusammen.

„Weil ich nicht daran glaube, dass wir genau dort rauskommen, wo wir hinwollen. Also springen wir in die Nähe und hoffen, dass wir Heimat des Lichts direkt treffen. Aber egal, wo wir rauskommen. ich gehe jetzt erst mal in die Küche“, meinte Zak, da er den Sprung nicht mit ansehen wollte. Ein Beruhigungstee schien ihm wichtiger.

Als der Sprung dann initiiert wurde, merkte er nicht einmal, dass sie nun ganz woanders waren. Da das Schiff aber auch nicht gleich explodierte oder panisches Gekreische vom Cockpit zu hören war, brühte er in aller Ruhe weiter seinen Tee auf.

Als er mit der dampfenden Tasse ins Cockpit zurückkehrte, war er mehr oder weniger auf alles gefasst. Nur nicht darauf, dass sie tatsächlich auch nur in der Nähe von Argon Prime aus dem Tor geworfen worden waren. Aber wenn ihn nicht alles täuschte, dann befanden sie sich nun im Erzgürtel, also in direkter Nachbarschaft zu ihrem eigentlichen Ziel.

„Tja, wer hätte das für möglich gehalten“, meinte er nicht wenig erfreut. „Valerie, setze Kurz auf die nächste Erzmine – ich will diese Raketen von Bord wissen, bevor denen bei der TerraCorp. noch irgendein anderer dummer Auftrag in den Sinn kommt, den sie uns unterjubeln können.“

„Wir fliegen alssso nicht direkt nach Heimat des Lichtsss?“ fragte Ganatos.

„Die erwarten uns eh erst in einer Ewigkeit,“ sagte Zak ruhig und verschüttete beinahe seinen Tee, „da können wir ebenso gut vorher noch Profit machen, oder wie würdest du das ausdrücken?“

„Ich hätte esss nicht bessser sagen können“, stimmte Ganatos zu.

„Setzte Kurs“, bestätigte Valerie und startete den Hauptantrieb.

Erzgürtel war für gewöhnlich ein ruhiges Gebiet. Tief genug im argonischen Raum, um weit genug von den Piraten, die durch Elenas Glück immer wieder zu Raubzügen aufbrachen und auch weit genug von paranidischem Raum entfernt, mit denen es schon immer gewisse Grenzstreitigkeiten gegeben hatte.
Das einzige, was in diesem Sektor gefährlich war, waren die vielen Astroiden, die hier auf verschiedenen Bahnen um das Zentralgestirn kreisten. Valerie musste mehrfach den Kurs korrigieren, damit sie keinen der größeren Brocken rammten. Doch eben diese Asteroiden waren es, die dieses System überhaupt für irgendjemanden interessant machten.

Man konnte hier so ziemlich jede Form von Erz finden und es vergleichsweise einfach abbauen. Auf den größten Brocken befanden sich Bergbauvorposten der großen Erzkonsortien. Umgangssprachlich nannte man diese Stationen Minen, obwohl sie im Grunde bis zu einem gewissen Grad völlig autark waren und der größte Teil der Erze, die von hier verschifft wurden, von mobilen Bergbauschiffen im ganzen System abgebaut wurden. Für Ganatos würde es ein Kinderspiel sein, die Atomraketen zu einem guten Preis zu verkaufen.

Außerdem wollte Zak sein Schiff volltanken. Treibstoff war in den Minen oftmals deutlich günstiger zu bekommen, als auf Handelsstationen. Dieser wurde in machen Minen als Abfallprodukt des Erzabbaus gewonnen und man war dort dementsprechend oft froh, das Zeug loszuwerden, ohne für dessen umweltgerechte Entsorgung bezahlen zu müssen.

Die Mine, die sie ansteuerten, befand sich auf einem richtig großen Brocken. Zak hatte während seinen Reisen Monde gesehen, die kleiner waren.

Als sie in der riesigen Flughalle, die vor allem von großen Frachtern dominiert wurde, landeten und ausstiegen, mussten alle vier feststellen, dass die Schwerkraft hier deutlich schwächer war, als an Bord der Hama, weil diese künstlich auf den Standard von einem G gehalten wurde.

Hier gab es keine künstliche Schwerkraft. Die Kraft, die sie am Boden hielt, ging allein von der Masse des Himmelskörpers aus, auf dem sie standen.

Niemand wäre auf den Gedanken gekommen, hier ein Gitter für künstliche Gravitation zu installieren. Das kostete nur Energie und die war das Einzige, das man hier nicht im Überfluss hatte. Außerdem war das Verladen der großen Container mit dem Erz so natürlich viel einfacher, als bei Standardschwerkraft.

Zak hoffte, dass nicht gleich wieder alles um ihn herum explodieren würde, wenn er in eine Bar ging. Zu seiner Überraschung schloss sich Mikela ihm an, um den erfolgreichen Ausgang ihres Auftrags endlich gebührend zu begießen. Auf der Hama gab es schließlich nicht einen Tropfen Alkohol – der vertrug sich nämlich gar nicht mit der Raumfahrerei.

In der Bar saßen einige Typen. Zak vermutete, dass es sich hauptsächlich um Bergleute handelte, mit denen er sich am liebsten nicht anlegen wollte. Breit gebaut und sicher ohne große Hemmungen, ihren Worten Fäuste folgen zu lassen – wenn sie denn überhaupt sprachen.

Eine Frau wie Mikela sorgte natürlich für eine ganze Menge Aufmerksamkeit. Als die anderen Gäste zu ihrer eigenen und auch zu Zaks Überraschung zusehen konnten, wie sie das Weizenbier in sich hineinkippte, wurde es plötzlich ganz still. Zak war tatsächlich beeindruckt. Er hatte hartgesottene Trinker gesehen, die deutlich länger für das Literglas brauchten, als sie.

Kampai,“ sagte er, als sie das Glas abstellte, „ich muss zugeben, sie haben einen ganz schönen Zug!“

„Macht das Training“, lachte sie und rülpste. „Ist zwar nicht das beste Bier, das ich jemals hatte, aber das war längst nötig gewesen!“

„Wohl war“, seufzte er und trank ebenfalls aus.

„Und, was haben sie haben sie vor, wo ihr Vertrag bei der TerraCorp. jetzt bald ausläuft?“ fragte er, um ein wenig Konversation zu betreiben und ihm beim besten Willen kein passenderes Thema einfallen wollte.

„Tja,“ meinte sie etwas unentschlossen, „darin liegt mein Problem. Ich habe zurzeit noch nichts Neues. Ich habe mich allerdings auch bisher noch nicht darum gekümmert. Wenn ich am Ende noch meinen Bonus kriege, komme ich auch noch einige Zeit ganz gut über die Runden.“

„Freut mich zu hören, dass die so gut zahlen“, meinte Zak und war über seine eigene gute Laune überrascht. „Ich denke, ich werde mir und meiner Mannschaft auch erst mal ein paar Tazuras Ruhe gönnen, bevor wir dann weiterziehen.“

„Es muss schön sein, so von Sektor zu Sektor ziehen zu können“, meinte sie und winkte dem Wirt zu.

„Kommt darauf an,“ sagte Zak sofort, „da gibt es den Zoll, der einem ständig auf den Wecker geht, Kunden, die nicht pünktlich zahlen und jede Menge Langeweile zwischen den Systemen. Ach ja, und die Raten vom Kredit fressen mehr oder weniger den gesamten Überschuss, den man erwirtschaftet.“

Sie schwieg und wartete, bis ihr nächstes Bier ihren Tisch erreichte. Dieses jedoch schüttete sie nicht einfach nur ihren Hals hinunter, sondern setzte tatsächlich zwischendurch ab.

„Trotzdem,“ meinte sie dann, „das ist immer noch besser, als ständig nur von Vertrag zu Vertrag zu rennen.“

„Wie man es nimmt,“ warf er ein, „im Grunde mache ich nichts anderes. Es ist nicht so, dass mir die Fracht gehören würde, die ich transportiere. Und bei ihrem Job gibt es wenigstens Verträge, die länger laufen, als ein paar Wozuras. Ich schaffe nur Fracht von einem Punkt im Universum zum anderen. Sie stellen sich das viel zu romantisch vor.“

„Es könnte deutlich romantischer sein,“ meinte Mikela augenzwinkernd, „zu zweit auf einem Schiff und mehr Zeit, als es gut für einen ist.“

„Zurzeit habe ich aber zwei Crewmitglieder“, meinte Zak, dem allmählich dämmerte, worauf das ganze hinauslief, „und wenn ich großzügig bin und Valerie mit zähle, dann sogar drei. „Da kommt mir ein Gedanke: Ich sollte bei den beiden mal nachfragen, wie es bei ihnen aussieht.“

Er nahm den Kommunikator aus der Tasche und rief zuerst Ganatos – für Bobi Ka war er einfach noch nicht bereit.

„Hey, Ganatos, schon einen Käufer gefunden?“ fragte er die Echse durchs Mikrofon.

„Ich evaluiere noch die Angebote,“ antwortete Ganatos, „aber esss gibt schon einige Interesssenten.“

„Großartig,“ meinte Zak zufrieden, „ich habe vollstes Vertrauen in dich. Sag mir nur Bescheid, wenn ein Kunde angebissen hat.“

„Geht klar, Bosss.“

Wenn Ganatos so weiter zischte, dann würde über kurz oder lang der Lautsprecher von Zaks Kommunikator den Geist aufgeben. Aber egal, wie viel die Echse aushandeln konnte, inzwischen wäre Zak schon zufrieden, wenn diese verfluchten Raketen endlich von Bord verschwunden waren. In der Kiste brauchten sie nur unnötig Platz und in der Abschussvorrichtung wollte er sie auch nicht wissen.

„Bobi,“ sagte er dann, als er seinen Kommunikator vor den Mund hielt, „wie sieht es an Bord aus?“

„Oh, mein lieber Kapitän. Die Betankungsarbeiten sind abgeschlossen und wir könnten jederzeit in die leuchtende Heimat des Lichts aufbrechen.

„In Ordnung,“ unterbrach Zak, bevor noch mehr bunte Metaphern fielen.

Sie brauchten also nur zu warten, bis Ganatos ein Geschäft zum Abschluss bringen konnte. Auf der anderen Seite, dachte Zak bei sich, wäre es vielleicht klüger, noch einmal an einem der öffentlichen Informationsterminal nach Frachtaufträgen nach Heimat des Lichts zu suchen. Ein Leerflug war ineffizient und jeder Credit extra wie immer herzlich willkommen.

Er verabschiedete sich dementsprechend von Mikela, die nun allein mit diesem Wolfsrudel in der Bar zurückblieb. Sollte sie mal sehen, wie es war, als Frachtjockey durchs Universum zu reisen. Die raue Realität würde sie sicher zu Vernunft bringen. Ein entspannender Urlaub würde sicher eher nach ihrem Geschmack sein.

Unglücklicherweise wurde auf dem Bulletin Board System kein interessanter Auftrag angeboten. Ein paar Leute, die gerne zu einem anderen System gelangen wollten. Aber auf der Hama war definitiv kein Platz mehr für einen weiteren Passagier. Die angebotenen Frachten waren zu groß für seinen Laderaum. Am Ende begnügte er sich damit, ein Lotterielos zu kaufen.

Er machte sich zwar keine großen Hoffnungen auf den Hauptgewinn, aber immerhin gab es noch attraktive Zusatzauslosungen, bei denen man sogar einen Transporter der Mammut-Klasse gewinnen konnte. Zwar brauchte man mindestens zwanzig Leute, um einen solchen Giganten zu betreiben, aber es gab im bekannten Universum kein Schiff, das einen größeren Laderaum hatte. Ganze Raumstationen fanden darin Platz.

Da es sonst nichts mehr gab, womit er sich beschäftigen konnte, beschloss er zurück zum Schiff zu gehen, wo er eine ganze Traube Leute vor der Laderampe vorfand.

„Hundertundvierzigtausend Creditsss höre ich. Geht noch jemand höher?“

Zak hatte keine Ahnung, was da vor sich ging. Mit Gewalt musste er sich durch die Reihen der Leute um sein Schiff bahnen. Oberhalb der Rampe erspähte er Ganatos, die gleich neben sich die Kiste mit den Raketen stehen hatte. Offenbar versuchte sie, einen guten Preis über eine Auktion zu erzielen. Doch die Angebote, die Zak bisher gehört hatte, schienen ihm kaum angemessen für acht Stück. Bis er spitzkriegte, dass es sich bei den Angeboten lediglich um den Stückpreis handelte.
Als die Gebote dann die zweihundertausend Credit Marke überschritten, wurde ihm flau ihm Magen. Das war mehr als das Dreifache, was sein Schiff wert war. Ganatos verdiente sich gerade einen verdammt dicken Anteil und noch immer war die Auktion nicht beendet. Wenn das so weiter ging, dann konnte er weit mehr, als nur die Kredite zurückzahlen. Dann konnte er sich praktisch ein neues Schiff kaufen.

Am Ende kassierten sie für ein paar läppische Raketen, die auf dem offiziellen Markt zusammengenommen vielleicht ein paar Hunderttausend wert gewesen wären, fast drei Millionen. Doch erst, als Zak sein Konto überprüfte und eine Einzahlung in dieser Höhe vorfand, glaubte er daran. Traurig nur, dass noch Steuern fällig wurden. Trotzdem konnten sie alle zufrieden mit dem Verhandlungsgeschick der Kaufechse sein.

„Dasss ist mehr, alsss ich in meinen ganzen Leben bisssher gehabt habe“, schwärmte Ganatos, als sie ihren Anteil ausrechnete.

Und auch Bobi Ka schien mehr als zufrieden zu sein. Mikela hatte von der ganzen Sache nichts mitbekommen. Wozu auch? Sie gehörte nicht zur Crew und hatte damit auch keinen Anspruch auf einen Teil der Beute. Wenn die TerraCorp. jetzt noch eine gute Zahlungsmoral an den Tag legte, dann konnten Zak und sein Crew einer durchaus rosigen Zukunft entgegensehen. Vielleicht wären dann auch noch ein paar Tazuras Urlaub mehr drin.

Doch auch Mikela schien sich gut amüsiert zu haben: Als sie zurück an Bord kam, lief ein ganzes Rudel Bergleute hinter ihr her und schleppten ihre Einkäufe. Ein paar neue Klamotten hätten auch Zak nicht geschadet, aber hier würde er nicht einkaufen wollen. Wie eine Frau hier überhaupt etwas finden konnte, dass ihr gefiel, war ihm schleierhaft. Bergbaustationen waren alles andere als bekannt dafür, den neuesten Modetrends zu folgen.

Im Grunde konnte es Zak aber auch vollkommen egal sein, wofür diese Frau ihr Geld ausgab. Genug Platz gab es an Bord in jedem Fall noch. Es gab ja leider keine Fracht für ihn.

Als sie den Gravitationstrichter des Asteroiden wieder verließen und Zak Kurs auf Heimat des Lichts setzte, herrschte gute Stimmung im Cockpit. Zak freute sich, mit einer Tasse Tee in der Hand, dass der Auftrag seinem Ende zu ging und er endlich wieder in sein gewohnt langweiliges Leben zurückkehren konnte. Ganatos war fröhlich damit, ihren Profit gewinnbringend anzulegen. Mikela hatte einen großen Einkauf gemacht und eine ganze Menge Geld ausgegeben. Bobi Ka war von Natur aus eine Frohnatur. Nur Valerie war wie stets eher sachlich geblieben und umschiffte zuverlässig jeden stellaren Brocken, der größer war als ein Kieselstein.

Die Stimmung hielt den ganzen Flug an, bis sie endlich das Hauptquartier der TerraCorp. erreicht hatten. Stolz präsentierte Zak die Ergebnisse, die sie hatten sammeln können. Noch stolzer aber machte ihn der Gedanke, dass jetzt noch ein wenig mehr Geld auf seinem Konto gelandet war. Diese Firma lies sich wirklich nicht lumpen.

„Eine Sache wäre da noch,“ meinte Zak, als er das Geschäftliche mit Frenk Springer besprochen hatte, „Valerie. Was geschieht mit ihr?“

„Was meinen sie damit?“ fragte Springer überrascht.

„Nun, mich würde interessieren, was mit der KI passiert, die ich rechtmäßig erworben habe und die ständig zu ihrem alten Besitzer zurück will?“ sagte Zak ungeduldig.

„Da habe ich bisher keine Anweisungen von Brennan-san bekommen“, antwortete Springer.

„Und das heißt?“

„Dass er sich dazu nicht geäußert hat.“

„Könnten sie ihn dann bitte fragen?“ meinte Zak immer ungeduldiger.

„Ich fürchte, dass das derzeit nicht möglich sein wird,“ sagte Springer, „unser hoch geschätzter oberster Chef ist vor einigen Tazuras mit seiner privaten Jacht zu einem unbekannten Ziel aufgebrochen. Leider weiß nicht einmal Frau Kho, Vize-Direktorin der TerraCorp. wo er sich gerade aufhält.“

„Okay, das reicht!“ unterbrach Zak. „In diesem Fall nehme ich Valerie mit. Wenn Brennan-san wirklich wild auf diese KI sein sollte, dann kann er mich ja kontaktieren. Ich hab jedenfalls nicht vor, hier wie ein an den Strand gespülter Chelt rumzuliegen.“

„Ganz wie sie meinen,“ stimmte Springer zu und schüttelte Zaks Hand, als dieser gerade das Büro verlassen wollte, „ich hoffe dennoch, dass wir in Zukunft noch weiter gut zusammenarbeiten werden.“

„Wie auch immer“, brummte Zak und erwiderte den Händedruck und kehrte zu seinem Schiff zurück.

Glumski
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Post by Glumski » Mon, 7. Jun 10, 16:31

Wunderbar! Ich hatte nicht damit gerechnet, dass die Hama in der Nähe von Argon Prime rauskommt... zu oft passiert in geschichten das genaue Gegenteil! :roll:

Wirklich super! Ich freue mich schon auf die Fortsetzung!

Grüße
Glumski

Cpt.Jericho
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Kapitel 12

Post by Cpt.Jericho » Mon, 7. Jun 10, 17:35

Haustiere und anderes Ungeziefer
Zak wusste nicht warum und wie es geschehen konnte: Die Hama no Eikyû hatte den Sektor Heimat des Lichts schon vor fast einer Wozura verlassen und befand sich sicher in boronischem Raum. Dennoch war Mikela Springer immer noch an Bord. Nicht, dass er sie mit aller Gewalt loswerden wollte, dafür gefiel ihm insgeheim ihr Anblick zu gut. Aber dennoch, zur Crew gehörte sie nicht und bezahlen tat sie für die Reise auch nicht.

In Menelaus Grenze machte die Hama Halt an einer Stott-Mischerei, einer Fabrik, die verschiedene Gewürzmischungen herstellte. Im Gegensatz zu den meisten Nahrungsmitteln, waren Gewürze, wenn man sie nicht übermäßig nutzte, in der Regel ungiftig. Einige Mischungen waren derart delikat, dass sie sogar ihren Weg zu den Futternäpfen des Split-Patriarchen fanden.

Zak hatte gehofft, hier eine Fracht übernehmen zu können, die ins teladianische Gebiet führte. Ganz egal, wie gut die Teladi auch verhandelten, es blieb immer ein recht solider Gewinn am Ende einer Reise übrig. Überhaupt, die Teladi luden die Transportkosten gerne auf den Empfänger ab.

Doch an Bord der Stott-Mischerei gab es keine dringenden Aufträge, noch nicht. So etwas konnte sich Schlag auf Schlag ändern. Daher beschlossen sie, zumindest zwei Tazuras Pause zu machen.

Dabei war alles andere als angenehm. Gut, die Liegegebühren waren beinahe niedriger, als im Weltraum zu treiben, aber lediglich Bobi Ka hatte großes Vergnügen auf dieser vollständig gefluteten Station herumzustreifen. Im Grunde gönnte er ihr aber die Freude.

Den anderen blieb nichts anderes übrig, als an Bord zu bleiben oder mit den zwei Raumanzügen die Unterwasserwelt jenseits der Schleuse zu erkunden. Weder Mikela noch Zak stand besonders der Sinn danach. Lediglich Ganatos verschwand für die eine oder andere Stazura.

Zak beschloss, sich die Arbeit anzusehen, die Ganatos im Maschinenraum leistete. Er konnte keine Makel finden. Selbst die Verbindungen, an denen vor einigen Tazuras noch der Sprungantrieb mit dem Hauptantrieb verbunden gewesen war, waren sauber gekappt und ordentlich zusammengerollt.

Die Quartiere waren sauber und aufgeräumt, so weit er das beurteilen konnte. Mikelas Quartier hatte er natürlich ausgelassen. Auch in Bobis hatte er nur einen flüchtigen Blick geworfen, da ihm die Wand aus Wasser immer noch nicht ganz geheuer war.

Er wollte gerade zurück in den Kochbereich, um sich einen Tee zu machen, da klingelte es an der Luftschleuse. Bobi Ka wollte offenbar wieder an Bord. Doch sie war nicht allein. Zak wusste nicht, um was es sich genau handelte.

„Also gut,“ sagte er durch die Sprechanlage, „nan desu ka?“

„Kapitän, so lassen sie mich doch rein!“ bat Bobi.

„Nicht bevor ich weiß, was du mir da an Bord schleppen willst“, verlange er.

„Das, oh mein lieber Kapitän, ist eine Flügelkrake. Das arme Ding streunte vereinsamt durch die Korridore dieser herrlich wohlriechenden Station“, antwortete sie ihm und schaute sich nervös um. „Wenn sie nicht mit an Bord darf, dann wird sie, wie jedes arme und verwaiste Haustier, vaporisiert!“

„Ja, du erwartest also allen Ernstes von mir, dass ich jetzt auch noch Haustiere an Bord toleriere?“

„Oh bitte, mein lieber Kapitän,“ flehte Bobi und durch das Sichtfenster, „ich werde selbstverständlich für Squiddy sorgen, sie werden nicht einmal merken, dass sie an Bord ist.“


„Squiddy?“ meinte Zak und Bobi nickte. „Kann dieses – Ding außerhalb aquatischer Umgebung überleben?“

„Nun,“ druckste die Boronin, „für einige Mizuras vielleicht.“

„Das heißt also, dieses Vieh kann nur in deinen Quartieren überleben und wird nicht durchs Schiff streunen, um schlafende Crewmitglieder auszusaugen?“

„Aber wie kommen sie denn darauf?“ fragte Bobi verwundert. „Flügelkraken leben ausschließlich vegetarisch, mein Kapitän.“

„Und du wirst dich darum kümmern, dass Squiddy hier nicht alles einsaut?“

„Mein lieber Kapitän, dafür sorgt doch die Lebenserhaltung für meine beiden Räume“, sagte Bobi sofort.

Zak schwieg einen Moment und schaute durchs Sichtfenster abwechselnd auf die Flügelkrake, die mit ihren an Flügel erinnernden Tentakeln neben der Boronin schwebte, und in die Kulleraugen von Bobi Ka, die ihn erwartungsvoll anglupschten. Er hasste es, wenn die Boronin ihn mit ihren Kulleraugen so ansah; dann wusste er nämlich ganz genau, dass er ohnehin keine Wahl hatte.

Leise Flüche brummend stimmte er zu, Squiddy an Bord zu lassen und deaktivierte die Sperre, die ungebetene Gäste daran hindern sollte, einfach so durch die Luftschleuse an Bord zu wandern. Sich nicht weiter drum kümmernd ging Zak zurück zur Bordküche und erhitzte das inzwischen abgekühlte Teewasser wieder auf den Siedepunkt.

Er setzte sich vor das HV-Set und schaute sich eine Wiederholung von Raumschiff Dragonfyre an, einer Serie, die ihm als Kind noch deutlich besser gefallen hatte; inzwischen wusste er es schließlich besser.

Er hörte noch das eilige Tapsen von Bobi Ka, die Squiddy sicher in eines ihrer beiden Quartiere verfrachte. Kurz darauf hörte er das Quietschen einer Frauenstimme. In aller Ruhe seinen Tee austrinkend stand er von seinem Stuhl auf, stellte die Tasse ab und schaute nach, wer von diesem Biest angefallen worden war.

„Och, ist die niedlich!“ rief Mikela entzückt und streckte eine Hand in Bobis Quartier und streichelte die Flügelkrake.

Zak hatte eigentlich damit gerechnet, dass er Mikela mit dem Biest auf ihrem Gesicht festgesaugt vorfinden würde. Das zumindest hatte ihm das Quietschen suggeriert. Er war also nicht wenig überrascht, als er sah, wie sie das glitschige Ding durch das Kraftfeld durch streichelte.

„Schauen sie doch nur, Zak,“ fuhr Mikela fort, „es kann sogar die Farbe seiner Tentakeln ändern.“

„Wenn sie lila bis violett gefärbt sind,“ klickste Bobi, „dann ist das ein Zeichen, dass sie sich wohlfühlen.“

„Grün haben sie mir besser gefallen“, log Zak, dem die Farbe der Tentakel im Grunde völlig egal war. „Sind alle an Bord? Ich denke, es hat keinen Zweck, hier länger auf eine Fracht zu warten. Außerdem will ich nicht noch mehr Viecher an Bord haben.“

„Ganatos hat mich vorhin noch aus dem Maschinenraum heraus was gefragt“, meinte Mikela. „Ich schätze, das heißt, es sind alle da.“

„Dann will ich mal sehen, dass wir ins Teladigebiet kommen,“ brummte er, „dort wird es sicher was zu tun geben .“

Das Abdocken von boronischen Stationen gestaltete sich ein wenig anders, als bei den anderen Völkern. Zuerst wurde aus der Landebucht das Wasser abgepumpt, bis nur noch ein feiner Nebel davon im Hochvakuum übrig war. Zak fuhr die Schilde der Hama hoch, um auch noch die restliche Flüssigkeit am Rumpf verdampfen zu lassen.

Danach öffnete sich das Schott, das zum Landekarussell führte. Auch dort gab es noch ein wenig Restfeuchte, die durch ein Kraftfeld daran gehindert wurde, ins Weltall zu entfleuchen. Ab hier ging es weiter, wie auf jeder anderen Station – man hakte sich in das Karussell ein und wurde von diesem zum Abdockschott befördert.

Gelangweilt im Cockpit sitzend fragte Zak Bobi, die sich mal für einige Momente von Squiddy hatte trennen können, was Ganatos eigentlich die ganze Zeit tat. Er hatte die Echse schon eine ganze Weile nicht mehr gesehen.

„Unsere liebe kleine Schuppenknauserin ist mit einem geheimen Projekt beschäftigt, welches sie im Maschinenraum durchführt“, antwortete Bobi. „Sie möchte dabei nicht gestört werden.“

„Sag nicht, dass sie am Antrieb rumschraubt!“ rief Zak aus und stürmte los.

Vorbei an den Mannschaftsquartieren und Wohnbereich, durch den Frachtraum bis vor die Tür zum Maschinenraum führte sein Weg. Teladi waren dafür bekannt, Technologie zu kaufen und anzupassen. Für innovative Eigenproduktionen aber nicht. Ganz egal, wie gut diese Echse sich auch mit Antrieben auskennen mochte. Zak war gar nicht wohl bei dem Gedanken, dass Ganatos irgendeine Höllenmaschine in der Nähe des Hauptreaktors der Hama bastelte.

„Okay,“ meinte er, als er durch die Tür den Maschinenraum betrat, „was genau tust du da? Und was tun sie hier Mikela?“

„Wir versssuchen den Sprungantrieb nachzubauen,“ antwortete die Teladi, „wir könnten viel profitabler transssportieren, wenn wir nicht den regulären Kursss immer halten müssten.“

„Du baust einen Sprungantrieb?“ fragte Zak ungläubig.

„Ssspringer-san[{i] issst mir eine große Hilfe dabei“, bestätigte Ganatos.

„Ehrlich, Zak, wir haben hier alles unter Kontrolle,“ meinte Mikela, „ich kenne mich mit dieser Art von Technologie aus, und wenn wir noch ein paar Teile bekommen, dann haben wir ein besseres Gerät, als die TerraCorp. bisher zustande bekommen hat.“

„Ich glaube nicht, dass mir das gefällt!“ brummte Zak. „Mir wäre es deutlich lieber, ihr würdet die Finger davon lassen.“

„Aber Kapitän,“ zischte Ganatos, „bedenken sssie doch den Profit, den wir machen können. Allein der gesparte Treibstoff würde unsss pro Jazura ein kleinesss Vermögen bringen.“

„Und der Sprungantrieb könnte uns in eine andere Realität katapultieren“, warf Zak ein und verschränkte die Arme.

„Auf der anderen Seite könnte es zumindest günstig sein, einen Trumpf in der Hand zu halten, wenn die Sache mal wirklich brenzlig wird,“ meinte nun Mikela wieder, „ich habe die Aufzeichnung ihrer kleinen Begegnung in Aladnas Hügel gesehen.“

„Sie haben sich in unser Logbuch gehackt?!“ fragte Zak jetzt mehr als nur ein wenig erregt.

„Was heißt gehackt? Es war schließlich nicht mal mit einem Passwort geschützt“, verteidigte sie sich.

„Mal davon abgesehen: Schiffe wie jenes sind schon seit einiger Zeit bekannt; in gewissen Kreisen.
Kommen aus dem Nichts, richten ein wenig Chaos an und verschwinden dann wieder.

„Das Militär ist sich sicher, dass keine akute Bedrohung von diesen lilanen Kastenschiffen ausgeht – zumindest wenn man Schilde wie die Hama hat.“

„Na, wenn die so harmlos sind,“ konterte er, „dann brauchen wir auch keinen Trumpf in der Hand.“

„Andererseits,“ holte Mikela aus und atmete tief ein, „weiß das Militär von Xenon, die ebenfalls Sprungantriebstechnologie besitzen. Wie gefährlich die sind, brauche ich ja wohl nicht noch extra zu betonen, oder?“

„Ihr werdet dieses Ding sowieso zu Ende bauen, ganz egal, was ich sage. Ich habe doch recht?“ mutmaßte er.

Beide nickten. Langsam fragte er sich, wer wirklich das Sagen auf diesem Schiff hatte? Er ganz sicher nicht. Er durfte nur noch den Kopf hinhalten, als Verantwortlicher für diesen Kindergarten. Aber ansonsten tanzten sie ihm auf der Nase herum.

„Dann sorgt wenigstens dafür, dass uns das Schiff nicht um die Ohren fliegt!“ bellte er und ging wieder. Er hätte gerne gewusst, warum es ausgerechnet immer er sein musste.

Sie erreichten CEOs Buckzoid und zu Zaks Überraschung war das Schiff noch in einem Stück. Er lies Valerie den Funkverkehr nach brauchbaren Hinweisen auf gute Aufträgen durchsieben. Doch am Ende lief es doch wieder darauf hinaus, dass die Hama an einer Station docken musste, um an nähere Informationen heranzukommen.

Die Handelsstation war in Zaks Augen die beste Adresse, um etwas Lukratives aufzugabeln. Dabei mochte er gerade die Handelsstationen nicht so besonders. Ständig versuchte irgendeine mittellose Echse ihm irgendwelchen Tand anzudrehen; vollkommen überteuert und selten zu mehr nützlich, als Staub einzufangen.

So auch dieses Mal, als er zu einem öffentlichen Terminal ging, um die aktuellen Angebote zu überprüfen. Anders als auf boronsichen oder auch argonischen Stationen, brauchte man bei den Teladi seine Kreditkarte, um das Ding überhaupt in Betrieb zu setzen. Sobald der Bildschirm aufleuchtete, waren schon die ersten zwei Credits abgebucht.

„Wie sieht es aus, Kapitän,“ hörte er Mikela über seine Schultern sagen, „wo geht’s hin?“

„Sie gehören nicht zu meiner Crew,“ erinnerte er sie, „und bisher geht es noch nirgends hin. Selten so eine Flaute gesehen.“

„Was ist mit diesem Angebot?“ fragte sie und zeigte auf einen Eintrag. „Sieht nicht so schwer aus.“

„Lebendfracht,“ brummte er, „das ist nicht unbedingt ein Highlight. Andererseits kostet jede Mizura, die wir hier Argmoos ansetzen, bares Geld. Naja, was soll’s? Scheint sich ja nur um ein einziges Tier zu handeln.“

Als er das Angebot überprüfte, musste er auch feststellen, dass viel mehr, als das eine Tier auch gar nicht in den Frachtraum gepasst hätte. Es war über sechs Meter lang und musste in einem speziellen Aquarium transportiert werden, was mehr oder weniger die gesamte, untere Frachtebene in Beschlag nahm.

Auf den ersten Blick sah es wie ein Chelt aus, einem Krebstier, dass bei den Split als Nahrungsquelle genutzt wurde. Ähnlich, wie aus teladianischen Sonnenblumen, konnte man daraus auch ein hochwertiges Öl gewinnen, das im Maschinenbau zum Einsatz kam und Rastaröl genannt wurde.

Aber dieses Tier war deutlich größer als ein Chelt und war offenbar erst vor Kurzem in der Tiefsee eines Planeten der Teladi gefunden worden. Kein Wunder also, dass sie die Möglichkeit in Betracht zogen, in das Rastaröl-Monopol der Split vorzudringen.

Zak konnte das egal sein. Es war eine Fracht und sie musste nicht wirklich weit gebracht werden. Teladi Profit war ein benachbartes System und auch die tatsächliche Strecke war nicht wirklich lang.
Es dauerte nicht lange, bis er die Mannschaft zusammengetrommelt hatte und die Hama no Eikyû bereit zum Abflug war. Bobi hatte das Schiff nicht mal verlassen und Ganatos hatte sich lediglich einige Teile besorgt, die sie für ihren Sprungantrieb benötigte. Zak hoffte inständig, dass dieses Gerät niemals funktionieren würde; dann würde Ganatos vermutlich ewig daran arbeiten und würde ihm ansonsten seine Ruhe lassen.


Das Verladen der Fracht gestaltete sich zwar nicht ganz unproblematisch, da die Rampe der Hama viel zu steil und für solche Gewichte nicht geeignet war. Aber ein schwerer Stapler, der sonst die gewaltigen Container in die großen Frachter hievte, sorgte für Abhilfe.

Der Auftraggeber beobachtete genau, wie sie das Aquarium festzurrten, in dem dieses Tier, das noch nicht einmal einen offiziellen Namen hatte, vor sich hin dümpelte.

„Sind sie sicher, dass das Vieh noch lebt?“ fragte Zak, als er den Koloss von außen begutachtete.

„Sssicher, verehrter Kollege,“ antwortete sie Echse, für die er jetzt arbeitete, „esss ist eben eine ruhige und besondersss friedfertige Kreatur!“

„Wofür ist dieses Aquarium dann mit Teladianium verstärkt?“ fragte Zak.

„Reine Vorsichtsmaßnahme,“ versicherte die Echse, „sssie müssen wissen, dass diesss das einzige, bisssher gefangene Exemplar issst. Das Teladi-Unternehmen möchte jedesss Risiko ausschließen.“

„Verstehe“, murmelte Zak und wurde das Gefühl nicht los, dass diese nervöse Echse mehr als nur ein paar Details verheimlichte.

Andererseits schien dieses Tier ganz zufrieden in seinem Aquarium und auch die Lebenserhaltung, die darin integriert war, machte einen deutlich besseren Eindruck, als er es bei Teladis gewohnt war.

Doch das Gefühl wurde er nicht los, selbst als sie schon gut ein Drittel der Strecke zurückgelegt hatten und in der Ferne schon das Leuchten des Sprungtors zu sehen war. Zum Glück hatte er zuvor noch eine Bergungsversicherung abgeschlossen, die im Falle eines Falles zumindest finanzielle Verluste abdeckte. Im Grunde schloss man so etwas vor jeder Reise ab, aber bisher hatte er sich die Kosten immer gespart.

Er stand in der Kochnische, um sich einen Imbiss und einen Tee zu machen, als er Bobi Ka in Richtung Frachtraum gehen sah.

„Wo willst du denn hin?“ fragte er, mehr aus Langeweile als aus Interesse.

„Mein Kapitän, ich möchte mir die befremdliche Kreatur in unserem Laderaum ansehen,“ antwortete Bobi, „als Boronin, die ja selbst im herrlichen Ozean lebt, habe ich natürlich ein besonders putziges Interesse an dieser Kreatur, das dem drolligen Chelt so ähnelt.“

„Mach, was du nicht lassen kannst, Bobi. Aber dass du mir ja nicht in dieses Aquarium rein springst“, warnte er. „Ich habe dir ein Haustier erlaubt; ein zweites kommt gar nicht in die Tüte.“

„Aber selbstverständlich, mein über alles geliebter Kapitän.“

Mit diesen Worten verschwand Bobi mitsamt ihrem Umweltanzug im Laderaum.

„Wo will sie denn hin?“ fragte Mikela, die gerade noch gesehen hatte, dass Bobi hinter der Tür zum Frachtraum verschwunden war.

„Sich mit der Fracht anfreunden“, antwortete Zak und nahm einen Happen vom frisch aufgebackenen Cahoonaburger. „Ist Ganatos immer noch dabei, an diesem Sprungantrieb zu basteln?“

„Sicher, was soll sie auch sonst tun? Der Hauptantrieb ist in bestem Zustand.“

Ein Rumpeln erschütterte den Rumpf der Hama no Eikyû. Ein Brüllen, das von einem Quietschen gefolgt wurde, dröhnte durchs ganze Schiff. Ein weiterer Stoß, der Zak und Mikela beinahe von ihren Beinen gerissen hätte durchfuhr das Schiff.

„Das kommt vom Frachtraum!“ rief Mikela.

„Was hat Bobi denn jetzt angestellt?“ fragte Zak ärgerlich und ging auf die Tür zum Frachtraum zu. „Na, die kann was erleben!“

Als er die Tür zum Frachtraum öffnete, sah er am hinteren Ende schon Bobi Ka angelaufen kommen. Sein Zorn wandelte sich aber in blankes Entsetzen, als er sah, was ihr dicht auf den Fersen war: dieses an ein Chelt erinnernde Vieh, das im Übrigen trotz seiner Masse einen ordentlichen Sprint an den Tazura legte.

Shimatta!“ murmelte er ungläubig.

Wie ein Pfeil schoss Bobi an Zak vorbei und dieser schloss die Tür, so schnell er nur konnte. Es gab einen weiteren Rums, als das Vieh in vollem Lauf gegen die Wand gestoßen war. Zak stemmte sich reflexartig mit seinem ganzen Körpergewicht gegen die Tür.

„Bobi!“ rief er, „was zum Argnu hast du gemacht?“

Er hörte ganz genau, wie das Tier Schritte hinter der Tür machte und offenbar erneut Anlauf nehmen wollte. Wieder stemmte sich Zak gegen die Tür. Die Wucht das Aufpralls schleuderte ihn fast zu Boden.

„Oh, mein heldenhafter Kapitän, ich …“

„Das hat Zeit bis später,“ entschied er, „geh sofort ins Cockpit und ruf Ganatos im Maschinenraum. Sie soll auf gar keinen Fall in Laderaum gehen. Am besten soll sie sich ganz ruhig verhalten. Los jetzt!“

Bobi verschwand ins Cockpit.

„Mikela,“ sagte er dann, „gehen sie in mein Quartier. In der Schublade unter dem Nachtlicht ist eine Waffe!“

„Soll ich sie ihnen holen?“ fragte sie.

„Nein, die muss erst aufgeladen werden,“ verneinte Zak, „sie wissen, wie das geht?“

Ohne eine Antwort stürmte sie los. Momente später sah er sie aus seinem Quartier heraus ins Cockpit hasten, wo die Ladevorrichtung sich befand.

„Zak!“ rief sie von dort zu ihm rüber, „Valerie empfiehlt, die künstliche Schwerkraft im Frachtraum zu deaktivieren. Das sollte dieses Biest ein wenig seiner Wucht berauben!“

Wieder spürte er einen gewaltigen Stoß, der ihn fast von den Füßen riss. Gefolgt von einem markerschütternden Brüllen.

„Tut es!“ befahl er.

Sofort wurde es ruhiger auf der anderen Seite der Tür. Zak glaubte nicht, dass sich diese Kreatur bei Schwerelosigkeit irgendwie unwohl fühlte, was ihm ohnehin nur recht gewesen wäre. Schließlich handelte es sich um ein Tier, das im Meer schwamm. Aber ohne ein Medium, das ein wenig Widerstand leistete, konnte es kaum seine ganze Kraft mehr gegen die Tür richten.

Noch einen Moment lang misstrauisch lehnte er sich immer noch gegen die Tür. Aber abgesehen von frustriertem Brüllen gab dieses Tier kein weiteres Lebenszeichen von sich.

„Oh, mein lieber Kapitän, es tut mir so unendlich fürchterlich leid!“ wimmerte Bobi Ka, die vollkommen verunsichert aus dem Cockpit kam, am ganzen Leib zitternd.

Dewa, dann sag mal, was du unserem Freund da draußen erzählt hast, was ihn so furchtbar aufregt?“ meinte Zak, ein wenig entspannter.

„Aber ich habe ihm doch gar nichts gesagt“, versuchte sich die Boronin zu verteidigen.

„Was war dann los?“

„Ich bin hinunter,“ druckste sie verlegen, „und wollte mir die Kreatur ansehen. Als ich unten an seinem garstigen Gefängnis ankam, drehte es sich ruhigerweise zu mir und starrte mich mit seinen schrecklichen Augen einen kurzen Moment an, um sich dann gewaltig gegen die Scheiben zu drücken.
„Als ich dann einen Schritt zurück tat, da brüllte es so fürchterlich, dass es mir die Tentakel zusammenzog.“

„Sonst hast du nichts getan?“ fragte Zak und hob eine Augenbraue.

„Sonst nichts, mein Kapitän, bei Menelaus und ihren Hofdamen“, schwor die Boronin.

Er konnte sich zwar keinen Reim darauf machen, was eigentlich passiert war, aber im Grunde war das jetzt auch nebensächlich. Eine ziemlich wütende und vermutlich sehr gefährliche Bestie trieb schwerelos in seinem Frachtraum, eines seiner Crewmitglieder war vom Rest des Schiffes abgeschnitten und befand sich mutmaßlich in Lebensgefahr.

Er hoffte nur, dass die Waffe funktionierte, mit der Bobi versucht hatte, dieses Schiff zu übernehmen. Und dass sie genug Feuerkraft besaß, um dieses Ding zu töten; vorzugsweise bevor sie jemanden anderen töten konnte. Es war eine Weile her, seit er das letzte Mal eine Waffe in der Hand gehalten hatte. Damals war er im Schützenverein gewesen und er hatte auf Holoziele geschossen. Schon damals war er ein lausiger Schütze gewesen. Heute jedoch konnte er sich keine großen Fehler leisten.

„Bretter schießen nicht zurück“, hatte damals sein Übungsleiter philosophiert.

Nein, er irrte sich. Bretter schlugen nicht zurück; das hatte ihm sein Arg Fu Meister damals gesagt. Eine weitere Sportart, bei der keine besonderen Leistungen hatte erbringen können. Überhaupt, er war nicht mal ein besonders guter Frachtkapitän. Wenn er bei irgendwas den Durchschnitt erreicht hatte, dann war das in der Regel das Beste, wozu er imstande war.

Diese Erkenntnis durchzuckte ihn, als die Kreatur wieder brüllte und ihm beinahe mehr als nur das Herz in die Hose gerutscht war.

Aber die Hama war sein Schiff. Ganz egal, wie schlecht er sie auch führte. Mehr noch, sie war sein Zuhause. Ein Zuhause, das von diesem verdammten Biest bedroht wurde. Je mehr er darüber nachdachte, desto ärgerlicher wurde er. Bei ihm konnte man sich einiges leisten, das hatten ihm die ganzen Frauen an Bord schmerzlich vor Augen geführt. Aber nur bis zu diesem Punkt, beschloss er. Nicht einen Millimeter weiter.

„Wie weit die Kanone?“ schnaubte er plötzlich. „Ich fragte: Wie weit ist die Kanone?!“

„Zak, der Ladevorgang dauert eine Weile“, meinte Mikela.

„Pah!“ bellte er, „es reicht vollkommen aus, wenn ich ein paar Schuss hab!“

„Trotzdem ist es besser, abzuwarten“, ermahnte sie ihn. „Ich hab keine Lust darauf, dass es sie frisst, nur weil der Waffe die Puste ausgeht.“

„Sie sind ja verdächtig besorgt um mich“, meinte er.

„Wenn es sie frisst, dann mit der Waffe. Glauben sie, ich habe Lust darauf, mir einen Speer aus dem Lampenständer in meiner Kabine zu machen, um das Biest damit anzugreifen?“ fragte sie und holte ihn zurück auf den Boden der Tatsachen.

„Wenn das so ist: Wo bleibt meine verdammte Kanone?“

„Aber mein Kapitän,“ mischte sich jetzt auch noch Bobi Ka ein, „es handelt sich bei der garstigen Waffe um meinen Besitz.“

„Den ich konfisziert habe!“ schnappte Zak zurück. „Gut, dann geh sie mir eben selber holen – ihr rührt euch nicht vom Fleck; sonst mache ich am Ende noch ein paar Zielübungen!“

Beide machten den Weg zum Cockpit frei und ließen ihn passieren. Bevor er sich jedoch die Waffe, die inzwischen schon mehr als die Hälfte ihrer maximalen Ladung hatte, aus der Verankerung der Ladevorrichtung nahm, rief er noch einmal Ganatos. Er wollte ganz sicher gehen, dass diese Echse keine Dummheit vorhatte. Sie war schließlich in dem Raum, in dem die meiste Energie zur Verfügung stand und in dem genügend Teile waren, um eine verrückte Bastlerin dazu zu verleiten, sich als Waffeningenieurin zu versuchen. Das Letzte, was Zak jetzt brauchen konnte, waren unangebrachte Heldentaten; das war ganz allein sein Job, so sehr er die Tatsache auch hasste.

„Ganatos, alles klar bei dir?“ fragte er über die Bordsprechanlage.

„Wasss geht da draußen vor?“ hörte er ein verängstigtes Zischeln.

„Mach dir keine Sorgen, ich kümmere mich darum“, versuchte er sie zu beruhigen, „bleib einfach, wo du bist, bis wir dich holen.“

„Geht klar, Bosss.“

Mit einem beherzten Griff entnahm er endgültig die Waffe, die auf eine argonische Hand zugeschnitten war; wie Bobi vorgehabt hatte, sie mit ihren Tentakeln abzufeuern, war ihm ein Rätsel. Er kannte das Fabrikat nicht. Aber wenigstens konnte er das gute Ende vom schlechten unterscheiden.

Er legte die Sicherung um und stellte zufrieden fest, dass die Waffe offenbar funktionstüchtig war. Tief durchatmend drehte er die Energie hoch, um einen möglichst heftigen Feuerstoß zu bekommen. Viel mehr als ein paar Schuss blieben ihm auf diese Weise nicht, aber so konnte er sichergehen, dass die Schüsse auch etwas bewirkten.

Die Kreatur hatte im Aquarium ziemlich robust gewirkt, und er wollte kein Risiko eingehen. Die Wände
der Hama würden das schon aushalten. Die waren schließlich auch auf Entermanöver ausgelegt.
„Wünsch mir Glück, Valerie“, sagte er zur KI, als er losgehen wollte.

„Ich bin mit dem Konzept von Glück vertraut, Kapitän Smit, kann es aber nicht vollkommen nachvollziehen, da es sich der Logik zu entziehen scheint“, antwortete Valerie.

„Den Versuch war es wert“, seufzte er und ging zurück in Richtung Frachtraum, wo Bobi Ka und Mikela Springer ihn erwartungsvoll anschauten.

Der Moment der Wahrheit. Allmählich wurden seine Knie weicher, als er gedacht hatte. Noch immer entschlossen ging er auf die Tür zum Frachtraum zu, hielt inne und lauschte. Nichts zu hören. Er wusste nicht, ob dies ein gutes oder schlechtes Zeichen war. Vielleicht war die Bestie inzwischen schon gar nicht mehr am Leben, kam ihm in den Kopf. Sie war schon seit mehreren Mizuras nicht mehr im Wasser; ein Borone wäre schon längst erstickt.

Vielleicht lauerte sie aber auch genau vor der Tür und hoffte, dass jemand etwas verdammt Dummes tat. Er seufzte erneut. Es gab nur eine Möglichkeit, es herauszufinden: indem er etwas verdammt Dummes tat.

Die Waffe fest in seiner Hand wissend und den Abzug mit dem Finger umklammernd öffnete er vorsichtig die Tür. Da konnte er das Tier sehen, wie es hilflos im Frachtraum, mit seinen Beinen rudernd, durch die Luft torkelte, keine zehn Meter entfernt. Zak konnte sein Glück kaum fassen. Ein derart großes Ziel konnte selbst er nicht verfehlen. Ganz besonders dann nicht, wenn es sich nicht wirklich bewegen konnte.

Er hob die Waffe und zielte auf den Kopf. Mit großen Augen starrte das Biest zurück und brummte nur unzufrieden. Jetzt musste ihm nur noch etwas Kluges einfallen, das er sagen konnte, bevor er abdrückte. Zu blöd nur, dass Jippiejeijey Argnubacke! schon belegt war.

Sayônara – akachan!“ war dann alles, was ihm auf die Schnelle noch einfiel. Nicht besonders kreativ oder wohlklingend, aber besser, als stammelnd Mizuras verstreichen zu lassen und diesem Vieh die Möglichkeit geben, sich doch noch schnell an die Umgebung anzupassen.

Sein Schuss traf genau ins Ziel. Einen so genauen Treffer hatte er noch nie in seinem ganzen Leben gesetzt. Er war nicht wenig stolz auf sich. Doch Bobi Ka konnte trotzdem nicht anders, als ein Wehklagen anzustimmen; Boronen verabscheuten nun einmal Gewalt und im Grunde hatte sie auch recht. Hätte man dieses Monster in der Tiefsee gelassen, hätte es nicht hier, fern seiner Heimat, sterben müssen.

Auf der anderen Seite: Wenn es brav in seinem Aquarium geblieben wäre und Bobi nicht als Imbiss angesehen hätte, wäre ihm dieses Schicksal wahrscheinlich auch erspart geblieben. Etwas, das auch Zak am liebsten gewesen wäre – der Kadaver stank nämlich abscheulich und er fragte sich, ob sich dieser Geruch auch irgendwann wieder verflüchtigen würde.

Als Erstes befreiten sie Ganatos aus ihrem Gefängnis im Maschinenraum. Dann kam der unangenehme Teil: Sie mussten dieses Vieh irgendwie zumindest auf die untere Frachtebene schaffen; die konnte man hermetisch vom Rest des Schiffes abschließen, was zumindest das Geruchsproblem unter Kontrolle brachte. Die weiteren Probleme, die noch offen standen, mussten warten.

Wieder war Zak dankbar, dass die Schwerkraft an Bord regelbar war. Ein Sechsmeter-Koloss konnte nämlich so viel wiegen wie er wollte, wenn man die Schwerkraft absenkte, war er federleicht. Lediglich seine Masse bremste die Arbeit, aber mit Geduld und einem Atemgerät war auch dies zu schaffen.

Er stellte die Lebenserhaltung auf ihr Maximum ein, als er die Luke zur unteren Frachtebene schloss. Er hoffte, dass der Gestank bald nachlassen würde. Zuvor hatte er noch eine Wasserprobe aus dem Aquarium geborgen. Ein Verdacht war in ihm aufgekeimt und dem wollte er nachgehen.

„Bobi,“ meinte er zu der Boronin, „du kannst doch Dinge in Wasser riechen?“

„Das entspricht der Wahrheit“, antwortete sie geflissentlich. „Wir Boronen sind in der Lage, auch feine Nuancen in Wasser zu schmecken, mein Kapitän; wir nennen es schmecken und nicht riechen.“

„Wie auch immer,“ winkte Zak ab, „ich möchte, dass du mal in dieses Wasser reinschmeckst, ob du etwas Ungewöhnliches findest.“

„Aber mit dem allergrößten Vergnügen,“ klickste sie, „Wenn etwas Ungewöhnliches darin enthalten ist, dann werde ich es herausschmecken. Allerdings wird es eine Zeit dauern. Ich bin noch so herzerschütternd aufgeregt, dass ich vielleicht ein Fehlurteil abgeben könnte.“

„Lass dir ruhig Zeit, Bobi. Ich brauche jetzt auch erstmal einen Beruhigungstee.“

„Würden sie einen für mich mitmachen, Zak“, fragte Mikela, die auch mehr als nur ein wenig aufgewühlt wirkte.

Zwei Tassen brauchte Zak, bis sein Puls wieder zweistellig wurde. Mikela Springer schien auch dankbar für den Tee zu sein. Ganatos tätschelte zärtlich ihren Brüllwürfel, der in etwa das teladianische Äquivalent zum Teddyargnu war. Dies war mehr oder weniger der einzige materielle Gegenstand, von dem sich ein Teladi nicht so ohne Weiteres trennte.

„Das war ein bisschen viel für einen Tazura,“ meinte Zak nach einer Weile, „ich hoffe, das war die ganze Aufregung für den Rest des Flugs.“

„Da fällt mir ein, Bosss,“ zischte Ganatos und streichelte weiter über ihren Würfel, „während ich nicht rausss konnte, habe ich den Sprungantrieb vollendet.“

„Ich hatte dir gesagt, dass du bleiben sollst, wo du bist und nicht, mach schon mal weiter mit der Bastelei!“

„Mir war ssso langweilig, Bosss“, verteidigte sie sich. „Ich dachte nur, dasss es vielleicht eine gute Idee wäre, den Flug ein wenig abzukürzen, in dem wir einfach nach Teladi Profit springen.“

„Keine Chance, Ganatos“, lehnte er sofort ab, „wir sind nur einen Sprung entfernt und ich will diesen Kadaver so schnell wie möglich von Bord wissen und nicht erst ein paar Dutzend Sprünge machen, bevor wirda ankommen, wo wir hin wollen. Frag mich danach noch mal. Dann habe ich vielleicht auch bessere Laune.“

Es würde noch einiges auf ihn zukommen. Die Fracht tot, der Laderaum eine nach Pestilenz stinkende Sauerei und keine Ahnung, was da genau schief gelaufen war. Erst, als Bobi ihr Quartier wieder verließ, kam ein wenig Klarheit. Ihre Pupillen waren noch stärker als sonst geweitet.

„Oh, mein Kapitän“, begrüßte sie Zak.

„Hast du was herausgefunden?“ fragte er besorgt.

„Sehr wohl, mein Kapitän, das habe ich,“ verkündete die Boronin und kicherte klicksend, „die Flüssigkeit, die du mir zu schmecken gabst – sie stellte seltsame Dinge mit mir … oohhh, da glänzt etwas!“

„Schon gut, Bobi, ich habe verstanden, geh und schau nach, was da so glänzt“, meinte Zak nur.

„All diese Farben!“ säuselte Bobi, als sie forttapste, „ich schwebe und nur der Schaum auf der Meeresoberfläche vermag mich zu stoppen …“

„Das habe ich befürchtet,“ brummte Zak vor sich hin.

„Ich verstehe nicht“, meinte Mikela.

„Dieser Teladi hat das Biest unter Drogen gesetzt, damit es ruhig bleibt,“ erklärte Zak, „anscheinend sogar eine ganze Menge davon. Wenn ich sehe, wie schwer es Bobi erwischt hat und ich daran denke, wie wenig Wirkung diese Konzentration auf dieses Vieh noch hatte. Ich hoffe nur, dass Bobi nicht auf dem Trip hängen bleibt.“

„Uiiiuiuiuioy – ich bin ein Hornfisch und gleite durch schillernde Ströme voller gelben Planktons, das nach wildem Seetang schmeckt, wenn er abendlich blühüt!“

„Mikela, würden sie bitte darauf aufpassen, das Bobi keinen Unsinn macht, während sie stoned ist?“ bat er. „Zumindest nicht mehr Unsinn, als gewöhnlich?“

„Ui, mein Kapitän, schauen sie: Squiddy dreht einen Looping nach dem anderen! Dabei heißt es doch, dass eine alte Flügelkrake keine neuen Tricks mehr lernt!“

Offenbar war in dem kleinen Behälter, den Zak Bobi gegeben hatte, genug Stoff drin gewesen, um die ganze Kabine in eine Raumkrauthöhle zu verwandeln. Sofort stellte er auch die Lebenserhaltung für die aquatischen Quartiere auf Maximum und griff durch das Kraftfeld. Er bekam eines der glitschigen Tentakel von Bobis Haustier zu greifen.

Mit einem Ruck warf er das Tier von einem Quartier ins andere. Die zweite Kammer sollte seiner Meinung nach unkontaminiert sein.

„Die weiten Gewässer des Königinnenreichs sind meiheine Heimat“, hüpfte Bobi.

„Mikela, bitte!“ flehte er inzwischen schon, nur um zu merken, dass er allein mit der Boronin war.

Einen Moment später erschien Mikela wieder. Sie war in ihrem Quartier und hatte sich umgezogen. Nun trug sie wieder diesen Bikini. Zak bekam beinahe einen Herzinfarkt und fragte sich, wie viel er von dem Beruhigungstee noch an Bord hatte.

„Okay, ich kümmere mich um Bobi,“ versprach sie, „gehen sie ruhig ins Cockpit und überlassen sie den Rest mir, in Ordnung?“

Er schaffte es gerade noch, wie ein pubertärer Bengel zu nicken, ohne dass Speichel wie ein Wasserfall aus seinem Mund tropfte.
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Cpt.Jericho
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Kapitel 13

Post by Cpt.Jericho » Mon, 7. Jun 10, 22:37

Sprung ins Ungewisse
Die Prozedur an Bord der Handelsstation in Teladi Profit drohte sich bis ins Unendliche zu ziehen. Der Empfänger der Ware war außer sich, als er sah, dass das wertvolle Wesen tot neben seinem Aquarium lag. Die Echse drohte mit hohen Konventionalstrafen.

Doch Zak ließ sich davon nicht einschüchtern. Er wusste ganz genau, dass man ihn hatte über den Tisch ziehen wollen. In dem Aquarium war noch tonnenweise Beweismaterial. Als er dann seinerseits mit einer Klage drohte, die unter anderem den Handel mit verbotenen Substanzen, gefährlicher Körperverletzung und Betrug enthalten sollte, gab der Teladi schließlich auf und sie einigten sich auf eine Summe, die gerade den verbrauchten Treibstoff abdeckte. Dafür kam die Echse auch für die Reinigung des Frachtraums auf.

Zusammengenommen musste sich Zak eingestehen, ein Verlustgeschäft gemacht zu haben. Doch viel schlimmer noch. Bobi Ka hatte es sich in den Kopf gesetzt, die Hama no Eikyû zu verlassen. Die vergangenen Erlebnisse waren offenbar doch mehr Abenteuer gewesen, als die kleine Boronin verkraften konnte.

„Es tut mir so leid, mein Kapitän“, klickste sie traurig.

„Komm schon, das war nicht deine Schuld,“ meinte Zak nur, „das Vieh wäre genauso hinter mir oder Ganatos her gewesen.“

„Ich weiß, oh mein Kapitän. Aber dennoch, in diesen wenigen Wozuras an Bord, bin ich fast von furchtbar fremdartigen und vor allem unbekannten Wesen angegriffen worden. Wäre beinahe von Minen getötet worden. Hätte mich beinahe ein wildes Tier gefressen. Das ist einfach zu viel für mich kleine Boronin.“

„Du hast ein Haussstier gefunden“, versuchte Ganatos, der es ebenfalls leidtat, dass Bobi gehen wollte.

„Es tut mir leid, oh fabelhafteste aller Kaufechsen,“ entschuldigte sich Bobi erneut, „aber mein Entschluss steht leider fest. Ich habe auch schon eine Überfahrt auf einem boronischen Frachter, der nach Königstal fliegt, arrangiert. Ihr Navigator ist ausgefallen und ihr Auftrag ist von höchst wichtiger Dringlichkeit.
„Es wird das Beste für uns alle sein. Dort wird sich auch meine liebe Squiddy wohler fühlen. Sie bewegen höchst wichtige Fracht dorthin, haben sie mir gesagt, die gebraucht wird, um eine Medizin für Prinzessin Menelaus herzustellen.
„Es ist meine Pflicht, alles zu tun, egal wie gering der dies auch ist, um der Prinzessin zu helfen.
„Vielen Dank, mein Kapitän, dass du mich nicht bei erster Gelegenheit durch die Luftschleuse ins kalte Vakuum geschleudert hast. Dômô argigatô gozaimasu!“

Dewa, viel Glück, Bobi Ka, lass zwischendurch mal was von dir hören,“ meinte Zak nur, „aufhalten können wir dich wohl doch nicht. Sayônara.“

Er winkte ihr noch zu, als sie zusammen mit den wenigen Habseligkeiten, inklusive einer Transportbox für Squiddy, die Rampe herabschritt. Unten wurde sie schon von einigen Boronen in Empfang genommen, die ihr beim Tragen halfen. Als einzige Erinnerung ließ sie ihre Waffe auf der Hama, für die sie keine Verwendung mehr hatte.

„So viel dazu,“ brummte Zak und drehte sich um.

Er fuhr beinahe zusammen, als direkt vor ihm Mikela Springer stand, die ihn mit einem Lächeln ansah.

„Ich hab gehört, hier ist eine Stelle als Navigator frei geworden,“ meinte sie, „in dem Fall würde ich mich gerne bewerben. Auf meine Referenzen starren sie ja schon, Kapitän.“

Er wich einen Schritt zurück und zwang seine Augen zumindest auf Kinnhöhe.

„Tun sie doch nicht so, als ob ich wirklich eine Wahl hätte“, schnaubte er.

„Tja, dann habe ich wohl einen Job“, grinste sie.

„Dann tu auch was für dein Geld,“ brummte er, „schaff uns von dieser Station. Wir haben schon mehr als genug Parkgebühren berappt!“

„Aye, aye, Kapitän“, sagte sie und drehte sich auf dem Absatz um.

Keine fünf Mizuras später waren sie wieder im Weltraum. Ohne Fracht oder auch nur ansatzweise profitabel. Ein Zustand, der Zak nicht wirklich zusagte. Doch wohin sollten sie gehen? Seine letzten paar Ideen hatten sich als nicht ganz so klug erwiesen.

„Wir könnten nach CEOsss Geist reisen,“ schlug Ganatos vor, „esss ist nicht wirklich weit weg, aber vielleicht könnten wird dort zumidessst Passagiere finden.“

Zak ließ sich das einen Moment lang durch den Kopf gehen. Das waren schon einige Sprünge. Aber die Aussicht auf Credits bliesen seine Zweifel weg. Warum nicht? Es konnte doch kaum schlimmer werden.

„Naja, von mir aus,“ brummte er, „und da ich im Moment ganz gut gelaunt bin, erlaube ich dir sogar, deinen Sprungantrieb zu testen.“

Im Grunde bereute er sein Angebot schon, bevor es überhaupt richtig ausgesprochen war. Auf der anderen Seite bestand noch die Chance, dass das Ding erst gar nicht funktionierte. Und wenn er doch funktionierte, vielleicht spie er sie ja an einem Ort aus, an dem man ein paar Credits machen konnte. Der letzte Sprung nach Erzgürtel war schließlich reichlich lukrativ gewesen.

„Sprungantrieb wird geladen“, kündigte Valerie an und startete den Countdown.

Soweit lief es schon mal besser, als Zak erwartet hätte. Valerie konnte das Gerät tatsächlich bis zur hundert-Prozent-Marke aufladen und tatsächlich sprangen sie. Doch als sie aus dem Tor kamen und Valerie die Position bestimmte, wurde ihm ganz anders.

„Erreiche System: Familienstolz.“

Sie waren mitten im Splitgebiet gelandet. Schlimmer noch. Um sie herum war eine Flotte postiert, die sich vermutlich gerade für eine Patrouille an den Grenzsektoren aufmachte. Jeder im Cockpit wusste, dass dies Ärger bedeutete.

Und der ließ nicht lange auf sich warten.

~ Kapitän von unbekanntes Militärschiff, du eingedrungen unerlaubt in Splitgebiet. Du stellen Antrieb ab und ergeben!

Zak wusste ganz genau, dass Widerstand keinen Zweck hatte. Bis auf die großen Schlachtschiffe der Python-Klasse konnte ihn jedes Schiff in diesem Verband sowohl einholen, als auch zerstören. Mit ein paar Atomraketen an Bord hätte die Sache vielleicht ein wenig anders ausgesehen, aber das hätte nur zur Folge gehabt, dass sich die Hama den Weg durch mindestens drei weitere Sektoren der Split hätte freischießen müssen. Das stand vollkommen außer Frage. Das konnte nicht mal eine vollständig ausgestattete militärische Flotte.

„Valerie,“ meinte Zak verzweifelt, „bitte sag mir, dass der Sprungantrieb funktioniert – ganz egal wohin er uns auch bringt.“

„Sprungantrieb funktionsfähig“, antwortete die KI.

„Warum startest du dann nicht den Countdown?“ fragte er leicht gereizt.

„Sprungantrieb nicht einsatzbereit – Temperatur kritisch.“

„Leute, wir haben ein Problem!“ fasste Mikela zusammen.

Sie untertrieb maßlos. Natürlich deaktivierte Zak sofort den Hauptantrieb, bevor die Split Lust auf Zielübungen bekamen. Das hatte zur Folge, das nur zwei Mizuras später ein Dutzend Gewehre auf sie gerichtet waren und die sechs Split, die sie in ihren Händen hielten, grinsten.
Das war kein gutes Zeichen. Selbst wenn man wusste, dass Split ihre Mundwinkel anhoben, um Ärger auszudrücken. Sie ließen ihn erst gar nicht zu Wort kommen, sondern schlugen ihn direkt bewusstlos. Ein Umstand, für den er nicht ganz undankbar war.

Selbst als er mit schweren Kopfschmerzen in einer düsteren Zelle zusammen mit Mikela aufwachte, war er immer noch dankbar darüber. Er wusste nicht, was sie mit ihm in der Zeit angestellt hatte, aber jeder einzelne Knochen tat ihm weh. Die Prügel nicht miterleben zu müssen, war mehr Gnade, als er sich von den Split erwartet hätte.

Mikela hingegen sah nicht so aus, als ob sie irgendwelche Schrammen abbekommen hatte. Warum auch immer.

„Willkommen bei den Split“, schnaubte sie.

„Alles in Ordnung, Navigator?“ fragte er, „noch alle Knochen heil?“

„Ich glaube, die Knochen sind unsere geringste Sorge,“ meinte sie, „viel wichtiger halte ich die Frage, warum sie uns einen derart warmen Empfang gegeben haben?“

„Das kann ich erklären, denke ich,“ sagte Zak, „normalerweise würden die Split nicht derart direkt vorgehen, wenn man ihre Sektoren betritt. Sobald man in ihr Gebiet fliegt, beobachten sie einen, geben regelmäßig die Position durch. Man kann also nicht vollkommen unangemeldet sein.
„Wir hingegen sind bis in ihr Kerngebiet vorgedrungen, ohne dass sie etwas davon mitbekommen haben.“

„Und das haben die gar nicht gern!“ schloss sie. „Ich frage mich, wo Ganatos ist?“

„Gute Frage“, gestand er, nur war er leider um eine Antwort verlegen.

Es dauerte eine Weile, bis sie Antwort darauf bekamen. So lange, bis endlich jemand kam und sie zur Rede stellte.

„Ihr mir jetzt sofort sagen, wie ihr in Splitgebiet gekommen, ohne gesehen zu werden“, verlangte ein Split, der einen ziemlich fiesen Eindruck machte.

Die Split waren rein äußerlich von allen bekannten Völkern die den Argonen ähnlichsten. Die Unterschiede bestanden vor allem darin, dass ihre Haut eher gelb bis braun war, sie die meisten Menschen um mindestens zwei Köpfe überragten und sie sechs Finger an ihren Händen besaßen. Aber ansonsten besaßen auch sie Haare – die männlichen trugen zurzeit scheinbar wieder üppige Koteletten – hatten zwei Augen und, abgesehen von zwei Händen und Füßen, keine weiteren Extremitäten vorzuweisen.

Ihre Kultur unterschied sich aber sehr krass der von Argon Prime. So scherten sie sich überhaupt nicht darum, dass die Marcus-Raumfliege, die sie immer noch in ihren Antriebssystemen verbrannten, allmählich vorm Aussterben bedroht war. Des weiteren ließen sie lieber Waffen als Diplomaten sprechen, was manche auf ihr mangelndes Wissen in der Grammatik zurückführte; außerdem schossen gerne auf alles, was sich bewegte und hielten sich mit Vorliebe Sklaven.

„Wenn du sagen,“ fuhr der Split fort, „ich dich dann vielleicht töten sanft! Spione normalerweise töten langsam und schmerzhaft!“

„Spione? Wir?“ fragte Mikela entrüstet.

„Ja, ihr Spione!“

„Sag mir erst mal, was aus der Teladi aus meiner Crew geworden ist“, verlangte Zak.

„Echse wurden gegen Zahlung von Profitgilde freigelassen. Du mir jetzt sagen!“

„Ich nehme an, ihr werdet uns foltern, wenn wir nicht reden?“ fragte Mikela vorsichtig.

„Nein, du nicht – nur Mann. Dich nicht töten. Du werden verkauft. Spr’nga kennen Argonen, der wollen Sklavin kaufen mit R’t H’ar“, erklärte Spr’nga.

„Piraten stehen auf Rothaarige?“ fragte sie verdutzt.

„Ich fürchte, du unterliegst einem Irrtum, Mikela,“ mischte sich Zak jetzt ein, „er sagte nicht, rote Haare, sondern R’t H’ar. Das bedeutet in ihrer Sprache, wenn mich nicht alles täuscht, so viel wie, naja, schwerer Vorbau – habe ich nicht recht, Spr’nga-san?“

Der Split machte eine Geste, die Zustimmung bedeutete. Die Zeichensprache der Split war integraler Bestandteil ihres Kommunikationssystems und Mikela verstand zumindest einige der Zeichen.

„Du jetzt endlich sagen, damit ich töten können?“ fragte Spr’nga.

Was das Motivieren Gefangener anbelangte, musste dieser Split noch einiges lernen. Auf der anderen Seite hatte Zak auch keine Lust auf Folter. Vielleicht ließ sich ja mit dem Split verhandeln?

„Ich könnte es dir sagen,“ meinte er, „aber du musst mir schon ein besseres Angebot machen.“

„Wir dich können foltern“, bot der Split an. „Tun auch ganz bestimmt sehr weh.“

„Ja,“ stimmte Zak zu, „aber das dauert. Ich mache dir einen Vorschlag: Ich sage dir, wie wir hergekommen sind, dafür garantierst du mir, dass ich nicht getötet werde.“

„Abgemacht, dummer Argone,“ lachte der Split und seine Mundwinkel hingen tief herab, „du mir verraten, ich dafür sorgen, dass du leben und Zwangsarbeit leisten!“

Dass es darauf hinauslaufen würde, hatte sich Zak schon gedacht. Auf der anderen Seite, selbst wenn Zwangsarbeit bei den Split über kurz oder lang auch den sicheren Tod bedeutete, so blieb ihm immer noch die Hoffnung, dass Ganatos sich beim Teladi-Unternehmen für die Behandlung beschweren würde und man irgendwann auf Argon Prime Wind von der Sache bekam, dass er inhaftiert war. Dann gab es eine kleine Chance, dass man ihn irgendwie rausboxen konnte.

"Ach ja? Und ich?“ mischte sich Mikela wieder ein, „wenn du glaubst, mich einfach so verkaufen zu können, dann hast du dich geschnitten, Split. Ich werde dem Käufer dermaßen in die kôgan treten dass …“

„Mir egal, was du mit Käufer machen“, meinte Spr’nga unbeeindruckt, „er schon bezahlt. Das allein sein Problem sein. Also, Argone, du jetzt endlich sagen, bevor Geduld verlieren?“

„Okay,“ sagte Zak sofort, „immer mit der Ruhe – was war das?“

„Du nicht ablenken!“

Doch das zweite Grummeln hatte selbst Spr’nga mitbekommen. Ein leichtes Beben fuhr durch den Boden.

„Was das sein?“ fragte nun auch der Split.

Plötzlich gab es nicht allzu weit eine Explosion, die alles um sie herum zum Beben brachte. Erst, als die Schwerkraft für einen Moment aussetzte, merkte Zak, dass sie offenbar auf einer Raumstation gefangen waren.

Der Split griff zu seinem Sprechgerät und sprach etwas Unverständliches hinein. Dann wurde er plötzlich aufgeregt. Zak konnte nun den einen oder anderen Brocken doch heraushören.

„Pilot sein tot?“ fragte der Split nervös, „Energiekern außer Kontrolle? Was wir nun tun sollen? Das nicht gut aussehen!“

„Probleme?“ fragte Zak, als der Split sich wieder zu ihm umdrehte.

„Du kommen mit mir!“ befahl Spr’nga und öffnete die Zellentür, „wir dich brauchen!“

„Ich habe keine Ahnung, worum es geht,“ meinte Zak und verschränkte die Arme, „und ohne meinen Navigator gehe ich nirgends hin!“

„Dann kommen Navigator eben auch mit“, meinte der Split und gemeinsam folgten ihm Mikela und Zak durch die Gänge.

Weitere Erschütterungen ließen die Wände beben. Zak hoffte, dass zumindest die Hüllenintegrität noch gegeben war.

„Könnte ich vielleicht mal langsam erfahren, was eigentlich los ist?“ fragte er nach einer Weile ärgerlich den Split, der eilig voranschritt.

„Experiment schief gelaufen,“ sagte dieser, „wir weg müssen und keinen Piloten haben für Prototypen. Das reichen?“

„Ich soll ein Split Schiff steuern?“ fragte er ungläubig.

„Du nicht können? Dann ich dich gleich hier töten.“

„Nicht doch,“ wehrte Zak sofort ab, „aber habt ihr wirklich keinen hier, der fliegen könnte?“

„Wenn wir hätten, du würden in Zelle sterben,“ antwortete Spr’nga, „wenn wir überleben, du vielleicht werden belohnt und dürfen auf Scruffin-Plantage Zwangsarbeit leisten und nicht in Mine.“

„Na, wenn das kein Anreiz ist“, meinte Zak zu Mikela.

Spr’nga führte sie in eine große Halle, in der drei Schiffe standen: die Hama no Eikyû, ein Kampfschiff, das nach einer Korvette der Drache-Klasse aussah, und einen Schiffstypen, den er nicht kannte.

Es war ein Schiff der Split, so viel konnte er sagen, und vermutlich ein Frachter. Aber ab da flog er blind.

In der Halle befanden sich schon viele Split und noch mehr kamen durch verschiedene Zugänge hinzu. Spr’nga zeigte auf das unbekannte Schiff.

„Du fliegen!“ sagte er.

„Warum nehmen wir nicht das Schiff?“ fragte Zak und zeigte auf den Drachen. „Das scheint mir deutlich raumtauglicher zu sein.“

„Weil Schiff in spätestens einer Stazura explodieren werden“, merkte Spr’nga an.

„Gutes Argument“, gab Zak zu. „Aber was wird aus meinem Schiff?“

„Wo du hingehen, du nicht brauchen. Los, Kaiman Prototyp nicht von alleine starten!“

Er führte sie die breite Laderampe empor bis zu einem Aufzug, der direkt in den Lebensbereich führte. Der Größe nach, hätte Zak vermutet, war dieses Schiff für eine Mannschaft von zehn Leuten gedacht. Doch vermutlich mussten sich bis zu dreißig den Platz teilen. Ein Raumer dieser Größe konnte unmöglich nur zehn Leute Besatzung haben.

„Die werden nie alle hier reinpassen,“ meinte Zak zu Spr’nga, als sie zum Cockpit gingen, „das wird die Lebenserhaltung niemals durchhalten!“

„Leute in Frachtraum bleiben. Dort Luft genug für einige Zeit und auch geheizt sein“, erklärte der Split. „aber vollkommen egal, wir zu weit weg für Hilfsschiffe. Die meisten sterben werden. Ihr Glückspilze, ihr leben müssen, um Schiff zu steuern.“

Wenn er es steuern konnte. Dass sich der Wohnbereich allmählich mit ziemlich wütend aussehenden Split füllte, machte ihn nicht zuversichtlicher. Er hoffte nur, dass die Splitsteuerung sich nicht allzu sehr von der argonischer Schiffe unterschied.

„Also gut,“ meinte er, als er sich in den Kapitänsstuhl setzte, „dann wollen wir mal. KI?“

„KI bereit!“ meldete sich der Bordcomputer kratzend.

„Oh je, wie intelligent ist das Ding?“ fragte er Spr’nga.

Der zuckte nur mit den Schultern.

„Großartig. Also gut, KI, Hauptreaktor hochfahren!“ befahl er dem Computer. „Hauptantrieb vorglühen.“

„Befehl verstanden – bitte warten bis Zustand grün!“

„Alle an Bord sein“, meldete Spr’nga. „Wir loskönnen!“

„Ohne, dass uns einer die Tür aufmacht?“ fragte Zak überrascht. „KI, versuch mal, die Stationstore zu öffnen.“

„Befehl nicht ausführbar!“

„Warum du Türen nicht einfach sprengen?“ fragte Spr’nga verständnislos. „Wenn Reaktor von Drache hochgehen, niemand kümmern kaputtes Tor.“

„Ist dieser Frachter denn überhaupt bewaffnet?“ fragte Zak noch überraschter als zuvor.

„Du machen Witze, richtig? Splitschiff ohne Waffen – so weit noch kommen!“

Einige Lampen wurden grün, was Zak als Betriebsbereitschaft interpretierte. Er fuhr die Schilde hoch. Wenn er es tatsächlich schaffte, die Tore mit Gewalt zu öffnen, dann würde er sie sicher brauchen. Zweifelnd betrachtete er die Flugkontrollen und erinnerte sich daran, dass die meisten Split Linkshänder waren. Ob das etwas über die Belegung der beiden Steuerknüppel aussagte, wusste er allerdings nicht.

Sanft schob er den Hebel nach oben, von dem er glaubte, dass er die Manövriertriebwerke bediente. Ein leichtes Schütteln fuhr durch das Schiff und so wie es aussah, hatte er mit seiner Vermutung richtig gelegen, dass die Steuerung vertauscht war. Das war zwar gut zu wissen, machte die Sache aber nur bedingt einfacher.

„Du jetzt öffnen Tor? Niemand wissen, wie viel Zeit noch sein!“ bellte Spr’nga ungeduldig.

„Hey, so ein Ding zu fliegen, ist etwas anderes als mit Ghoks zu ringen. Ein falscher Handgriff und wir könnten sonst wo landen!“ bellte Zak zurück.

„Wir gerufen werden!“ mischte sich die KI krazend dazwischen.

„Ist da noch jemand draußen?“ fragte Zak.

„Information unbekannt“, antwortete die KI. „Kapitän wollen annehmen?“

Hai, stell durch!“ befahl Zak. „Wer spricht da?“

„Kapitän Smit,“ hörte er die angenehm weich klingende Stimme von Valerie, „ich registriere einen Energieanstieg in dem gedockten Schiff. Explosion steht bevor! Sie müssen sich in Sicherheit bringen.“

„Valerie!“ rief er, „ja, ich weiß. Das würde ich auch gern. Aber die Steuerung ist hier ein wenig anders.“

„Ich werde ihnen assistieren,“ sagte Valerie, „durchbreche Firewall – Schiffsteuerung übernommen. Waffensysteme werden hochgefahren, Schilde erreichen maximale Kapazität.“

Zak konnte sehen, wie der Kaiman Prototyp abhob und seinen Bug, wo die Hauptgeschütze installiert waren, auf das Tor richtete und feuerte.

Im selben Augenblick brauch in der Halle ein Inferno von explosionsartig entweichender Luft los, das alles, was nicht viele Tonnen schwer oder fest genug montiert war, hinaus ins All blies. Momente später zündeten die Haupttriebwerke des Prototypen und er bewegte sich langsam beschleunigend auf die geschaffene Öffnung zu.

Als der gesamte Rumpf außerhalb der Station war, fuhren die Aggregate auf ihr Maximum hoch und Zak war überrascht, wie schnell dieses Schiff, trotz seiner immensen Masse, beschleunigte.

„Los Valerie,“ rief er über Funk, „worauf wartest du? Das Loch ist doch mehr als groß genug für die Hama.“

„Befehl nicht ausführbar, Kapitän Smit,“ antwortete sie, „ich bin nicht in der Lage ihr Schiff zu retten. Ein Kraftfeld verhindert jeden Startversuch.“

„Dann versuch es zu überbrücken!“ rief Zak.

„Zugriff verweigert, Befehl nicht ausführbar.“

„Können wir vielleicht irgendwas tun?“ fragte er.

„Du nicht kommen auf dumme Ideen!“ warnte Spr’nga.

„Negativ“, antwortete Valerie. „Sayônara.“

Sezuras später konnte Zak auf einem Bildschirm ein Aufblitzen erkennen, dass die Optik beinahe verbrannte. Dann verschwand die Station vom Gravidar.

Zak war wie gelähmt. Er hätte nicht damit gerechnet, dass der Verlust einer KI ihn so berühren würde. Sein Schiff kümmerte ihn nicht annähernd so sehr. Lediglich dieser kleine Kasten, der Valerie war, hatte im Grunde einen unersetzbaren Wert gehabt.

Es dauerte mehrere Stazuras, bis er sich wieder gefangen hatte. Mikela hatte in der Zwischenzeit verzweifelt versucht, Hilfe zu rufen; die Split im Laderaum hatten zwar noch für eine ganze Weile Luft, aber dieser Vorrat war endlich.
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Karl-Heinz Schneider
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Post by Karl-Heinz Schneider » Tue, 8. Jun 10, 11:09

Schade um Valerie oder vielleicht doch nicht ????? Bin schon gespannt wie es weitergeht. Rechtschreibung ist soweit ok, irgendwo hat mal ein Wort gefehlt aber nicht im letzten. Habe ein paar jetzt in einem Rutsch durchgelesen und find die Stelle nicht auf die schnelle. Wir warten auf das nächste Kapitel.

Gruß KHS
Laß krachen Alter !!!

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